Wenig gelöst

Simon Poelchau über die Kehrseiten des Aufschwungs

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

2,2 Prozent Wachstum im achten Jahr des Aufschwungs: Man muss schon sagen, es ist bemerkenswert, dass der Wirtschaft hierzulande noch nicht die Puste ausgegangen ist. Doch wer den Firmenbossen und Regierungspolitikern dafür dankend auf die Schultern klopfen will, sollte dies lassen.

Denn zuallererst haben dieses kräftige Wachstum nicht die Chefetagen des Landes erarbeitet, sondern die Beschäftigten. Und vor allem sind trotz des Aufschwungs nur wenige Probleme gelöst worden. Manche haben sich sogar verschärft. Dass Deutschland dank des wachsenden Energiehungers der Industrie seine eigenen Klimaziele verfehlen wird, ist eins dieser Probleme.

Aber man muss nicht in die Zukunft schauen, um die Kehrseiten der wirtschaftlichen Entwicklung hierzulande zu sehen. Ein Blick unter die Brücken der Metropolen reicht. Denn in Städten wie Berlin, München, Frankfurt am Main und Hamburg sind die Mieten in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass immer mehr Menschen keine bezahlbare Wohnung finden, in Randbezirke ziehen müssen oder sogar auf der Straße landen.

Dies ist nicht allein die Folge einer verfehlten Wohnungsbaupolitik von Bund, Ländern und Gemeinden oder der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Es ist vor allem auch ein Ausdruck davon, dass der Reichtum hierzulande extrem ungleich verteilt ist.

In der Wirtschaftspolitik sollte es also künftig weniger darum gehen, wie Wachstum geschaffen wird, sondern viel mehr darum, wie endlich mal alle von der Wirtschaft profitieren können.

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