Erziehung zum Narzissmus

Jürgen Amendt über das falsche Sicherheitsgefühl von Eltern

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist ein Paradoxon: Je sicherer der Alltag für Kinder in dieser Gesellschaft wird, je geringer die Gefahr für sie ist, Opfer einer Straftat oder eines Verkehrsunfalls zu werden, desto ängstlicher sind viele Eltern um Sicherheit und Gesundheit ihrer Kinder besorgt.

Dabei ist diese Ängstlichkeit kein Phänomen, das in allen sozialen Schichten gleichmäßig vorkommt. Überbehütende »Helikopter-Eltern«, die ihren Kinder die Hausaufgaben machen, sich bei jedem Elternabend über die ihrer Meinung nach ungerechte Bewertung ihrer Kinder empören und über Unterrichtskonzepte, pädagogische Lehrmeinungen und bildungspolitische Debatten besser Bescheid wissen wollen als die Lehrerinnen und Lehrer, trifft man ausschließlich in den gut situierten, meist akademischen Mittelschichtmilieus an. Dass sie ihren Nachwuchs selbst für kurze Strecken von kaum einem Kilometer lieber mit dem Auto zur Schule bringen als ihre Kinder zu Fuß gehen zu lassen, ist da nur konsequent.

Die Maßnahmen von Schulleitungen dagegen verpuffen auch deshalb, weil ihnen das Auto mehr ist als ein Fortbewegungsmittel; es wird als privater Schutzraum betrachtet, quasi als Ausweitung der eigenen vier Wände in den öffentlichen Raum. Ihre eigenen Kinder erziehen sie damit zu Narzissten. Narzissten haben wir in unserer Gesellschaft aber schon genug.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal