Kein Schwanengesang

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Die griechische Mythologie sagt den Schwänen nach, dass sie ihr letztes Lied, bevor sie sterben, in bezaubernd traurigem Ton vortragen. »This is not a Swan Song« heißt die neue Produktion des Künstlerduos »gamut inc«, die an diesem Donnerstag im Ballhaus Ost zur Premiere kommt. Kein Schwanengesang also will diese Performance sein, wohl aber »ein Musiktheater über das Ende«. Der Titel mag als Hinweis darauf verstanden werden, dass es den elektro-akustischen Musikern Marion Wörle und Maciej Sledziecki keineswegs um den Wohlklang bestellt ist, wenn sie sich mithilfe elektronischer Klänge, eigenartiger Schlag- und Saiteninstrumente sowie des Performers Jordan Rountree (Foto) der Faszination des finalen Abschiednehmens widmen.

Im vorwiegend englischsprachigen Libretto von Leslie Dunton-Downer, umgesetzt von einem achtstimmig singenden und zischenden Chor, spielen die »letzten Worte« aus Ernst Jüngers gleichnamiger Sammlung eine wesentliche Rolle, dann wieder wird ein Lied in der ausgestorbenen Sprache der Tasmanier erklingen. Anlass zur musikalisch-performativen Assoziation geben vom Erdball verschwundene Arten ebenso wie uralte Sprachen, die wir nicht mehr zu entschlüsseln vermögen, oder die bröckelnden Gewissheiten unserer Gegenwart.

Ins Bühnen- und Klangbild eingebunden sind vom Aussterben bedrohte Glühlampen und Diaprojektoren aus der Sammlung des Lichtkünstlers und Perkussionisten Michael Vorfeld. Deren hörbare Betriebsgeräusche: gewiss kein Schwanengesang. Oder doch? mha Foto: Igor Tchepikov

18.1., 20 Uhr, Pappelallee 15, Prenzlauer Berg

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