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Kampf an zwei Fronten
Sebastian Bähr über das Verhältnis zwischen Rojava und Damaskus
Die Beziehung zwischen der Assad-Regierung und der Nordsyrischen Föderation, auch bekannt als Rojava, ist komplex. Gelegentliche Scharmützel wie Kooperation prägen den seit Kriegsausbruch geltenden Waffenstillstand. Die jüngst nach dem türkischen Einmarsch in Afrin veröffentlichte Erklärung der Kanton-Führung irritiert zunächst: Warum fordern die Kurden von Assad - dem vermeintlichen Gegner im Kampf um die Zukunft Syriens - die Sicherung der Grenzen?
Noch ist es zu früh, um eine befriedigende Antwort zu geben. Fragliche Punkte sind Umfang und Bedingungen der geforderten Intervention. Verschiedene Lesarten wären bisher möglich:
Erstens: Auch wenn die Bodenkämpfe derzeit erfolgreich verlaufen, benötigt Afrin mittelfristig Luftunterstützung, um eine verheerende Zerstörung seiner Infrastruktur zu vermeiden. Die USA und Russland verweigern Hilfe, Assads Unterstützung wäre jedoch vermutlich an eine stellenweise Aufgabe der nordsyrischen Selbstverwaltung oder andere Konzessionen geknüpft.
Zweitens: Die Erklärung war ein diplomatischer Schachzug. Falls Assad nicht reagiert, verliert er weiter an Legitimation, die USA erhalten eine Warnung, ihre Bündnisverpflichtung ernst zu nehmen, die Interessengegensätze zwischen Damaskus, Moskau und Ankara werden deutlich gemacht.
Der Kampf Rojavas findet offensichtlich an zwei Fronten statt. Militärisch muss es sein Überleben gegen Erdogan verteidigen, politisch seine Unabhängigkeit gegen Assad. Je schlechter der Frontverlauf, desto größer der Druck auf das politische Projekt.
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