Qualitätsoffensive im Schienennetz

Zentrale Bahnprojekte 2018 vor dem Abschluss - täglich nerven aber bis zu 100 Baustellen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin wirkt derzeit, wenn man einigermaßen aufmerksam im S- und Regionalbahnverkehr unterwegs ist, tatsächlich wie eine einzige große Bahnbaustelle. Auf genau diesen Eindruck kam es Alexander Kaczmarek, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn (DB) für das Land Berlin, wohl an, als er am Donnerstag auf einer »rollenden Baupressekonferenz« an Bord eines rüstigen Dieseltriebwagens die diversen Schwerpunktprojekte des laufenden Jahres ansteuerte. »Unser Thema lautet in diesem Jahr Bauen für die Qualität«, erklärte er. Rund 500 Millionen Euro investiere die Bahn in diesem Jahr in das Netz Berlin-Brandenburg.

»Wir konzentrieren uns jetzt darauf, dass unsere Bauvorhaben wie geplant umgesetzt werden und der Nutzen schnell wirksam wird«, so Kaczmarek. »Dafür stellen wir dieses Jahr 210 Ingenieure, Planer, Bauüberwacher, Mechatroniker und Gleisbauer ein. Und wir sind weiter dringend auf der Suche. Insgesamt sind 2018 bei uns rund 2200 Bahn-Mitarbeiter nur mit Bauen befasst.« Spürbar machen werde sich das Resultat vor allem auch in einer deutlichen Erhöhung der S-Bahnqualität.

In einer Mitteilung der DB stimmt der Konzern Pendler und Reisende in der Region darauf ein, dass das Baugeschehen weiterhin auch Erschwernisse mit sich bringen wird. Die Dichte an Baustellen im Großraum Berlin bleibe mit fünf Großprojekten besonders hoch, heißt es da. Gleichzeitig müssten Gleise, Weichen und viele andere für den Bahnbetrieb wichtige Anlagen instand gehalten werden. »Dieses Jahr werden 33 Bahnbrücken wieder in Schuss gebracht. Bis zu 100 Baustellen täglich müssen überwacht und koordiniert werden.«

Das Großprojekt schlechthin ist die seit Jahren laufende Kompletterneuerung des Bahninfrastruktur am Verkehrsknotenpunkt Ostkreuz - bei rollendem Verkehr der S- und inzwischen auch Regionalbahn. »Das Bauvorhaben Ostkreuz steht vor dem Finale«, kündigte DB-Projektleiter Christian Welzel an. Im November sollen alle vier S-Bahn-Gleise zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof wieder in Betrieb gehen, was die Voraussetzung dafür sei, ab dem Jahreswechsel das volle S-Bahn-Zugprogramm anbieten zu können. Die Bahn erhofft sich auch Effekte für mehr Pünktlichkeit.

Eng verzahnt mit dem Geschehen am Ostkreuz vollzieht sich auch der weitere Ausbau des S-Bahnhofs Warschauer Straße, wo zum Jahresende mit zwei Imbissen und einem Mini-Supermarkt die ersten Mieter im neun Empfangsgebäude öffnen sollen.

Von Ostkreuz Richtung Osten führt das dritte Fernbahngleis zum Betriebswerk Rummelsburg, das als eine der wichtigsten Maßnahmen im Fernverkehr der DB zur Heimatbasis der neuen ICE-Generation (ICE 4) ausgebaut wird - mit »bundesweiten Auswirkungen«, so Welzel.

Fortschritte sind auch vom Bahnhof Schöneweide zu vermelden. Im Zuge der 2011 begonnenen Grunderneuerung sollen im April die letzten beiden Brücken über den Sterndamm eingehoben werden. Damit sei sichergestellt, dass ab Ende Juni - mit zweijähriger Verspätung - die Straßendurchfahrt freigegeben und dort die Arbeiten Ende August abgeschlossen werden, wie Olaf Schroeder, Leiter der S-Bahn-Projekte der DB, versprach. Noch im August soll dann die Grunderneuerung des Bahnhofs beginnen, der das Gesicht der Station völlig verändern wird. »Komplett durch sind wir mit dem Bahnhof und der Sanierung der S9 dann im Jahr 2021«, sagte er.

Umfangreiche Baumaßnahmen gibt es an der neuen City-S-Bahn S21 zwischen dem Hauptbahnhof und dem nördlichen S-Bahnring. Bis 2020 wird zur Anbindung des Hauptbahnhofs ein unterirdischer Interimsbahnsteig gebaut.

Offizieller Baubeginn ist an der Dresdener Bahn (im Abschnitt Südkreuz - Lichtenrade - Blankenfelde). Daneben wird im März und April auch an der S-Bahn-Strecke gebaut. Für den Brandenburger Abschnitt erwartet die Bahn den Planfeststellungsbeschluss Ende 2018. Projektleiter Holger Ludewig sieht die Inbetriebnahme und damit die Anbindung des Flughafens BER im Jahr 2025 gesichert.

Am Karower Kreuz, über den der gesamte »Ostsee-Verkehr« abgewickelt wird, heißt es weiter »Zähne zusammenbeißen«. Wegen der Errichtung der neuen Brücke über den Berliner Außenring kommt es zu umfangreichen Sperrungen im Fernverkehr. In den Sommerferien wird es vom 26. Juni bis 17. August eine S-Bahn-Vollsperrung (S2/S8) geben.

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