Nichts als Lügen

Sieben Tage, sieben Nächte: Regina Stötzel über politische Lügen, die heute auch »alternative Fakten« heißen

»Ich lebe, mir geht es gut, bin gesund und glücklich … und boxe immer noch«, schrieb der Schauspieler Sylvester Stallone alias Rocky dieser Tage. Und: »Ignoriert diesen Blödsinn.« Gemeint waren Meldungen über seinen angeblichen Tod.

Nicht immer lassen sich Lügen so leicht aus der Welt schaffen. Und Menschen haben ja auch Spaß am Flunkern. Gern setzen sie ein Pokerface auf, lesen Märchen oder Tweets von Donald Trump. Manche Lügen haben sogar Kultstatus erreicht - man denke an »Niemand hat die Absicht ...«, »Die Rente ist sicher« oder die »Hand Gottes«. Wir alle lügen rund 200 Mal pro Tag, heißt es, aber ebenso, dass das doch kräftig übertrieben sei.

Gefühlt wird heutzutage mehr gelogen als früher. Was vielleicht nicht stimmt. Sicher aber erfährt man mehr Lügen, weil ihre Verbreitung viel einfacher geworden ist. Dass die Webseite tagesschau.de mit »faktenfinder« schon ein eigenes Textformat geschaffen hat, um aktuell kursierenden Lügen etwas entgegenzusetzen, spricht Bände; dass dies so sorgsam und unaufgeregt geschieht, ist verdienstvoll. Gleichzeitig legt die öffentlich-rechtliche ARD etwa täglich zur besten Sendezeit in »Börse vor acht« nahe, der strahlend verkündete neue Höchststand des Dax verbessere das persönliche Wohlbefinden aller Zuschauer.

In dem nicht unberechtigten Gefühl, ständig belogen zu werden, ist es geradezu Mode geworden, Fakten immer in Frage zu stellen. Lügen heißen plötzlich Fake News oder sogar »Alternative Fakten«; Wahrheit wird zur Ansichtssache, zu einem Multiple-Choice-Fragebogen: »Zwei plus zwei gleich 1. fünf 2. vier 3. weiß nicht«. Das Raunen des Kumpels, es könne alles ganz anders gewesen sein, gilt grundsätzlich mehr als ein von offizieller Stelle vorgelegter Beweis. Man vertraut allenfalls noch dem Lokführer oder Feuerwehrmann, keinesfalls aber dem Politiker oder Journalisten.

US-Psychologen - natürlich eine äußerst vertrauenswürdige Spezies - haben herausgefunden, dass diejenigen Menschen besonders anfällig für Lügen sind, die ihre politische Überzeugung oder ihre Zugehörigkeit zu einer politischen Partei höher bewerten als das Ziel, genau zu sein. Anders ausgedrückt: »Eine wirklich hochwertige Nachrichtenquelle ist nicht so wichtig, wenn wir glauben, dass die Menschen, die sie produzieren, einer anderen Gruppe angehören als wir«, sagte einer der Forscher.

Das erklärt, warum ehrliches Bemühen um Aufklärung so häufig vergebens ist. Vielleicht sollte man nur noch Quatsch erzählen, damit die politischen Gegner die Wahrheit glauben? Auf diese Idee scheinen einige Linke schon gekommen zu sein, allerdings bislang noch ohne Erfolg. Deshalb schildern wir Ihnen einstweilen, wo die Fake News hergestellt werden. Ehrlich!

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