»Und dann geht beim Gasgeben die Auspuffklappe auf...«

In Sachsen gibt es 168 200 Motorräder - mit der wärmeren Jahreszeit können sie gerade in landschaftlich reizvollen Regionen zum Problem werden

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Dresden. Mit den ersten Sonnenstrahlen kehren auch wieder Biker auf die Straßen zurück, der Verkehr auf fast allen Straßen nimmt zu. Besonders die Straßen in landschaftlich schönen Tourismusregionen werden von vielen Motorrad- und Autofahrern genutzt. Die höheren Lärmemissionen können für Anwohner jedoch schnell zur Belastung werden. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse fühlen sich elf Prozent der Sachsen vom Verkehrslärm im Schlaf gestört. Bundesweit sind es 13 Prozent.

Der Lärm von Motorrädern werde vergleichsweise deutlich wahrgenommen, heißt es dazu im Verkehrsministerium. Das könne an der Auspuffanlage oder auch an der Fahrweise liegen. Und Motorradfahren wird immer beliebter. Laut Kraftfahrt-Bundesamt ist die Zahl der Bikes auf Sachsens Straßen allein von 2015 bis 2017 von mehr als 159 200 um etwa 9000 auf fast 168 200 gestiegen.

»Vor allem die serienmäßig zugelassenen Sportmaschinen, die Superbikes, sind in den vergangenen Jahren immer lauter geworden«, hat der Chef des Fahrsicherheitszentrums Sachsenring, Ruben Zeltner, festgestellt. Das treffe auch auf Sportwagen wie Porsche oder Ferrari zu. Das Fahrsicherheitszentrum muss beim Lärm strenge Vorgaben einhalten. »Wir messen deshalb jeden Tag an der Strecke die Geräusche.« Möglicherweise soll mehr Leistung aus den Motoren herausgeholt werden. »Und dann geht beim Gasgeben die Auspuffklappe auf und es wird laut«, sagt Zeltner. Zu den auch von Bikern gern befahrenen Pisten gehören unter anderem die Straßen des einstigen »Großdeutschlandrings« bei Hohnstein in der Sächsischen Schweiz, eine der ältesten deutschen Rennstrecken. In den 1930er Jahren war der Rundkurs großzügig ausgebaut worden. Nach 1990 wurde er teilweise zurückgebaut, um illegale Rennen zu unterbinden. Unweit davon hatte es vor allem im malerischen Müglitztal bei Schloss Weesenstein im Osterzgebirge Beschwerden gegeben. Auch um für andere Strecken Maßnahmen zur Verringerung des Motorradlärms zu testen, wurden dort Plakate aufgestellt, um Biker auf den Geräuschpegel ihrer Maschinen hinzuweisen. Gebracht hat es bislang wenig. Die Motorräder seien nur wenig langsamer gefahren, heißt es. Im Ergebnis wurden unter anderem zwei stationäre Blitzer aufgestellt, die Fahrzeuge von hinten erfassen. Die Plakate sollen bleiben. Das Umdenken der Biker müsse längerfristig angegangen werden, heißt es. Die Polizei will in der kommenden Saison verstärkt kontrollieren.

Der Bund für Natur und Umwelt Deutschland (BUND) stellt das Motorrad generell infrage. »Eine nur saisonale Zulassung weist darauf hin, dass es nicht als Verkehrs- sondern als Spaßmittel dient - mit erheblichen Folgen für alle Nicht-Motorradfahrer, der Verlärmung von Natur und Umwelt, der Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer und der Verschwendung von Ressourcen«, sagt David Greve vom BUND Sachsen. Das müssten alle ertragen - nicht nur die spaßbetonten Motorradfahrer.

Zudem sei kein Verkehrsmittel für den Nutzer so gefährlich wie das Motorrad, erklärt Greve. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung und die Kontrollen wären Mittel, den Lärm einzugrenzen. Denn je schneller das Motorrad fährt, desto lauter ist es. »Motorradfahrer scheinen generell ein Problem mit der Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung zu haben.« Darauf weise zumindest die Unfallstatistik hin.

Günther Prokop, Leiter der Professur für Kraftfahrzeugtechnik an der TU Dresden ist hingegen davon überzeugt, dass die motorisierten Zweiräder im Verkehr künftig eine wichtige Rolle spielen werden. »Sie verbrauchen weniger Fläche und sind mit intelligenten Antriebssystemen oder einem Elektromotor auch sehr umweltfreundlich - und leise.« dpa/nd

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