Geiselnahme in Frankreich beendet

Polizei erschießt Täter in Trèbes bei Carcassonne / Mutmaßlicher Islamist soll drei Menschen getötet haben

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Geiselnahme in einem Supermarkt in Südfrankreich ist beendet. Der Täter sei erschossen worden, teilte Innenminister Gérard Collomb am Freitag auf Twitter mit. Der zuletzt als einzige Geisel festgehaltene Polizeibeamte sei verletzt worden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Angaben der Staatsanwaltschaft Carcassonne soll sich der Täter zum Islamischen Staat (IS) bekannt haben. Auch die IS-Miliz selbst erklärte später über ihr Sprachrohr Amaq, einer ihrer »Soldaten« sei für den Angriff verantwortlich. Reuters berichtete, dass er die Freilassung des mutmaßlichen Attentäters der Anschläge in Paris von 2015, Salah Abdeslam, gefordert habe. Allerdings gäbe es Collomb zufolge über die Meldung von Amaq hinaus keine Hinweise für einen direkten Zusammenhang.

Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe »Allahu Akbar« (Gott ist groß) gerufen, als er den Supermarkt überfiel. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen. Aus Ermittlerkreisen hieß es, den meisten Kunden und Angestellten des Geschäfts sei die Flucht gelungen. Zwischendurch ging die Polizei davon aus, dass es einen Komplizen gegeben hätte. Das stellte der französische Innenminister in seiner Stellungnahme richtig. Der Täter habe alleine gehandelt.

Der Angreifer, ein 26-jähriger Mann marokkanischer Herkunft, war den Behörden nach Angaben von Innenminister Gérard Collomb lediglich mit kleineren Delikte bekannt. »Wir haben ihn beobachtet. Wir dachten, dass es keine Radikalisierung gibt. Er ist plötzlich zur Tat geschritten, obwohl er schon überwacht wurde«, so der Politiker. Collomb bezeichnete den Mann als Terroristen.

Collomb bestätigte nach dem Ende der Geiselnahme in einer Stellungnahme, dass zwei Angriffe des Mannes und die Geiselnahme insgesamt drei Opfer forderten. Zunächst habe er in Carcassonne Menschen in einem Auto angegriffen. Dabei kam nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP ein Mensch ums Leben. Anschließend verletzte der Täter Collomb zufolge einen Polizisten an der Schulter, bevor er sich zu dem Supermarkt im Ort Trèbes begab und dort zwei Menschen tötete.

Frankreich war in den vergangenen Jahren immer wieder zum Ziel islamistischer Anschläge geworden. Bei der letzten Attacke in Marseille waren am 1. Oktober zwei Menschen getötet worden. Alleine 130 Menschen wurden bei der Anschlagsserie im November 2015 in Paris getötet, an der Salah Abdeslam maßgeblich mit beteiligt gewesen sein soll.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bekundete sein Beileid. »Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei unseren französischen Freunden, den Angehörigen der Opfer und den Verletzten«, teilte er am Freitag auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Macron auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Brüssel ihre Anteilnahme aus.

Staatspräsident Emmanuel Macron meldete sich auch vom EU-Gipfel in Brüssel: Es gebe inzwischen vielen Menschen, die sich selbst radikalisiert hätten. Einige hätten Krankheitssymptome, andere nicht. »Wir sind (...) nicht mehr in einer Lage wie vor zwei oder Jahren«, resümierte der Staatschef. Damals seien Anschläge vom irakisch-syrischen Kriegsgebiet gesteuert worden. Die neuen Bedrohungen seien eher »endogen«, also von innen kommend, erklärte Macron.

Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal