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Keine Präferenz für Prävention
Martin Ling über die weltweite Ernährungslage
Vorfahrt für zivile Krisenprävention und Konfliktbearbeitung: Dies müsste die logische Konsequenz aus dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen über die weltweite Ernährungslage sein. Danach waren im vergangenen Jahr 124 Millionen Menschen in 51 Ländern in akuter Gefahr, weil sie sich nicht mehr alleine ernähren konnten - elf Millionen mehr als 2016.
Es liegt auf der Hand, dass Kriege und Konflikte Hungertreiber sind und so überrascht es nicht, dass 74 Millionen Menschen weltweit hungern, weil sie von bewaffneten Konflikten betroffen sind.
Aktuell meldet die UNO wieder alarmierende Fakten aus Äthiopien. Demnach sind fast acht Millionen Äthiopier nach drei Dürrejahren und Unruhen in Teilen des Landes dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ohne ausreichende Hilfe von außendrohte Massenflucht und Krieg, orakelt die UNO.
Dass global oder auch nur in Deutschland entwicklungspolitisch die Weichen in Richtung einer Präferenz für Konfliktprävention gestellt werden, ist nicht zu erkennen. In Deutschland wird künftig die Entwicklungshilfe an die Verteidigungsausgaben gekoppelt. Mehr Geld für die Hungerbekämpfung geht mit mehr Geld für Panzer und Kampfflugzeuge Hand in Hand. Das nennt die deutsche Bundesregierung vernetzte Sicherheitspolitik. Zur Sicherheit trägt sie nicht wirklich bei und es ist auch eine Mär, dass die damit intendierte Abschottung des Nordens vor Migration aus dem Süden infolge der Probleme dort gelingen kann. Wer vor existenziellen Problemen fliehen kann, wird es versuchen. Dagegen helfen nur Konfliktprävention und Entwicklungsperspektiven. Für beide notwendigen Bedingungen gilt weiterhin: unter ferner liefen.
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