Ankara negiert das Diktum des Westens

Erdogan und Putin rücken enger zusammen

  • Maria Panina und Stuart Williams, Ankara
  • Lesedauer: 2 Min.

Russland und die Türkei rücken enger zusammen: Zum Auftakt seines zweitägigen Besuchs in Ankara kündigte der russische Präsident Wladimir Putin am Dienstag eine schnellere Lieferung des Raketenabwehrsystems S-400 an die Türkei an. Zuvor hatte Putin zusammen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan den Startschuss zum Bau des ersten Atomkraftwerks in der Türkei gegeben. Bei dem Treffen der beiden Staatschefs dürfte zudem der Bürgerkrieg in Syrien ein wichtiges Thema gewesen sein.

Putin sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Erdogan, er habe mit dem türkischen Präsidenten über die Umsetzung des Liefervertrags für die russischen S-400 beraten und die Beschleunigung vereinbart. Erdogan verteidigte das Waffengeschäft vom vergangenen Jahr erneut gegen die Kritik von NATO-Partnern der Türkei. Die Entscheidung darüber sei der Türkei vorbehalten, sagte Erdogan. Die Angelegenheit sei nun abgeschlossen.

Ankara beteiligte sich auch nicht an der Ausweisung russischer Diplomaten aus mehr als 20 Ländern als Reaktion auf den Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien. Erdogan hatte verkündet, er werde nicht auf der Grundlage von »Unterstellungen« gegen Moskau vorgehen. Zudem sind Russland und die Türkei durch Waffengeschäfte und den Bau der Gaspipeline Turkstream im Schwarzen Meer verbunden.

Zum Auftakt seines zweitägigen Besuchs hatten Erdogan und Putin gemeinsam die Bauarbeiten für das Atomkraftwerk Akkuyu in der südtürkischen Provinz Mersin eröffnet. »Wir sind Zeugen eines wahrhaft historischen Augenblicks«, sagte Erdogan in einer Rede, die per Video von Ankara aus direkt zur Baustelle übertragen wurde. Das Atomkraftwerk solle zur »Energiesicherheit« der Türkei ebenso beitragen wie zum »Kampf gegen den Klimawandel«.

Putin hob die Dimension des Projekts hervor. Das Atomkraftwerk sei eine neue Etappe für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei. Das Atomkraftwerk soll in Zukunft zehn Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Die Anlage wird vom staatlichen russischen Konzern Rosatom errichtet und soll bis 2026 fertiggestellt werden. Die Kosten werden auf 20 Milliarden Dollar veranschlagt.

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