Venus, Jupiter und Mars glänzen

Sonne, Mond und Sterne im Mai

  • Ulrich Keller, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.

Wenige Minuten nach Sonnenuntergang leuchtet am noch hellen Westhimmel im Mai ein Lichtpunkt auf - die Venus. Lange bevor in der zunehmenden Dunkelheit die Sterne erscheinen, sieht man in der fortschreitenden Abenddämmerung unseren inneren Nachbarplaneten. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang glänzt dann Venus als helles Gestirn am Westhimmel. Der Abendstern, so nennt man die Venus gern, wird im Laufe des Monats zu einem auffälligen Gestirn. Am 17. passiert die schmale Sichel des zunehmenden Mondes die Venus, ein netter Anblick über dem Nordwesthorizont. Gegen 23 Uhr geht der Abendstern unter.

Nach Untergang der Venus beherrscht Jupiter als hellster Planet den Nachthimmel. Am 9. Mai steht er der Sonne genau gegenüber. In der Oppositionsstellung geht Jupiter zu Beginn der Nacht im Südosten auf und geht zu Tagesanbruch im Südwesten unter. Am 27. kommt es zu einem Rendezvous mit dem fast vollen Mond. Zur Opposition erreicht die Erde ihre geringste Entfernung vom Riesenplaneten. Uns trennen dann 658 Millionen Kilometer von Jupiter, dies ist knapp die viereinhalbfache Distanz von der Sonne zur Erde. Das Licht und die Funksignale der Raumsonde Juno benötigen 37 Minuten, um von Jupiter zur Erde zu gelangen.

Zwölf Jahre ist der Riesenplanet unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden. Ihn begleiten fünf Dutzend Trabanten, die meisten winzige Weltensplitter mit wenigen Kilometern Durchmesser. Die vier großen und hellen Jupitermonde wurden kurz nach Erfindung des Fernrohrs Anfang des 17. Jahrhunderts von Galileo Galilei, Thomas Harriot und Simon Marius unabhängig voneinander entdeckt. Auf Vorschlag von Johannes Kepler wurden sie Io, Europa, Ganymed und Kallisto getauft, alles Lieblinge des Göttervaters Jupiter. Bereits mit Fernglas kann man sie sehen. Mit 5262 Kilometer Durchmesser ist Ganymed der größte Mond im Sonnensystem. Er ist größer als der Merkur.

Im Fernrohr erkennt man auf Jupiter die Wolkenstreifen und -bänder in seiner dichten Atmosphäre. Auch zeigt sich das Planetenscheibchen im Fernrohr nicht kreisrund, sondern oval. Denn der Jupiterglobus ist infolge seiner schnellen Drehung deutlich abgeplattet. Ein Jupitertag dauert nicht einmal zehn Stunden. Dies ist die kürzeste Rotationszeit aller Planeten. Mit elffachen Erddurchmesser und der 318-fachen Erdmasse ist Jupiter der größte Planet unseres Sonnensystems. Rund 1300 Erdkugeln hätten in ihm Platz.

Zurzeit kreist die irdische Raumsonde Juno als künstlicher Satellit auf einer polaren Bahn um den Riesenplaneten. Ihre zur Erde gefunkten Aufnahmen zeigen die bizarren Wolkenwirbeln auf den Polen des Jupiter. Die Raumsonde Juno wurde im August 2011 gestartet. Sie wurde nach der Gemahlin des Jupiters benannt. Nach fünfjährigem Flug schwenkte sie in eine Umlaufbahn ein. Neben faszinierenden Aufnahmen der wolkenverhangenen Oberfläche funkte sie auch Bilder von extrem hellen Polarlichtern zur Erde.

Mars beherrscht die zweite Nachthälfte. Seine Helligkeit verdoppelt sich im Laufe des Monats, da die Erde sich anschickt, ihn zu überholen und ihm dabei immer näher kommt. Die geringste Entfernung wird Ende Juli erreicht. Nach Untergang der Venus ist Mars zweithellster Planet am Himmel. Nur noch Jupiter ist heller. Am 22. beginnt auf der Mars-Nordhalbkugel der Herbst. Da die Marsachse ähnlich wie die Erdachse zu seiner Umlaufebene geneigt ist, kommt es auch auf unserem äußeren Nachbarplaneten zu Jahreszeiten. Sie dauern jeweils doppelt so lange wie auf der Erde, da Mars zwei Jahre benötigt, um einmal um die Sonne zu gelangen.

Saturn im Sternbild Schütze taucht in der zweiten Nachthälfte im Südosten auf. Der Ringplanet verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor Mitternacht. Anfang Mai geht er eine Viertelstunde nach ein Uhr nachts auf, zu Monatsende bereits wenige Minuten nach 23 Uhr. Beeindruckend ist es, Saturn mit seinem imposanten Ringsystem in einem Teleskop bei 200-facher Vergrößerung zu betrachten.

Neumond tritt am 15. um 13.48 Uhr ein. Den voll beleuchteten Erdtrabanten sieht man am Abend des 29., wobei die exakte Vollmondposition um 16.20 Uhr erreicht wird. Am 6. hält sich der Mond mit 404 460 Kilometer in Erdferne auf. Seinen erdnächsten Bahnpunkt passiert er am 17., wobei er bis auf 363 780 Kilometer an die Erde herankommt.

Den gesamten Mai über flammen die Sternschnuppen der Aquariden auf. Beobachtbar sind sie am Morgenhimmel vor Dämmerungsbeginn. Der Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Wassermann. Im Schnitt sind etwa zwanzig Meteore pro Stunde zu erwarten. Das Maximum liegt am 6. Mai, wo bis zu 60 Exemplare pro Stunde über den Himmel flitzen.

Hoch am Himmel, fast im Zenit, erblickt man am späten Abend gegen 23 Uhr den Großen Wagen. Am Westhimmel neigt sich der Löwe dem Horizont zu. Knapp über dem Westhorizont erkennt man noch Kastor und Pollux, die hellen Zwillingssterne. Im Süden passiert die Jungfrau mit der bläulichen Spica die Mittagslinie. Hoch im Südosten folgt der Rinderhirt mit dem orangen Stern Arktur.

Die Sonne nähert sich ihrem Höchststand, den sie im Juni erreicht. Am 21. tritt sie 3 Uhr in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Die Mittagshöhe nimmt um sieben Grad zu. Die Tageslänge wächst in Hamburg um eine Stunde 35 Minuten, in München um eine Stunde 15 Minuten. dpa/nd

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