Der Name der Enttäuschung

Ismail Küpeli zum Nein des türkischen Ex-Präsidenten Gül zu einer Kandidatur

  • Ismail Küpeli
  • Lesedauer: 2 Min.

In den vergangenen Jahren ist in der türkischen Politik ein Spektakel immer wieder zu beobachten: Angesichts der zunehmend autokratischen Politik Erdoğans wird der Ex-Staatspräsident Abdullah Gül regelmäßig als »Alternative« ins Spiel gebracht. Gül werde die Regierungspartei AKP zurück zu den »guten alten Zeiten« führen, so die Hoffnung einiger. Und das, obwohl Gül bislang nie dazu bereit war, sich offen gegen Erdoğan zu stellen. Diese merkwürdige Tendenz, auch nach über 16 Jahren AKP-Herrschaft noch nach einem vermeintlich moderaten Flügel im AKP-Lager zu suchen, hat viel damit zu tun, dass lange Zeit in der Öffentlichkeit ein sehr schiefes Bild der Türkei unter der AKP gezeichnet wurde, türkische Liberale und westliche Medien von der vermeintlich »moderat-islamischen Reformkraft« AKP schwärmten.

Gül wurde nun von der islamischen Saadet-Partei für die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen als Gegenkandidat zu Erdoğan ins Spiel gebracht. Und Gül tat das, war er immer tut: Abwarten und beobachten. Als sich abzeichnete, dass die Oppositionsparteien seine Kandidatur nicht unterstützen, gab er am Samstag bekannt, nicht zu kandidieren - weil es eben keine breite Unterstützung dafür gab, wie er sagte. Dies wiederum bedeutet, dass bei nächster Gelegenheit - wenn Erdoğan als Führungsperson aus Sicht des herrschenden Blocks ein Problem darstellt - Gül erneut ins Spiel gebracht werden wird.

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