Mai, Paris, Pflaster und Strand
Die Proteste von Studierenden in Frankreich erinnern an den Frühling 1968
Berlin. »Sous les pavés la plage« - unter dem Pflaster liegt der Strand, riefen die rebellierenden Studenten von Paris im Mai 1968. Tatsächlich flogen damals in der französischen Hauptstadt auch Pflastersteine in der Konfrontation mit der geballten Staatsmacht. Die dramatischen Auseinandersetzungen begannen am 3. Mai 1968 mit der Besetzung der Universität von Nanterre durch die Studierenden und kulminierten in der legendären Barrikadennacht vom 10. auf den 11. Mai. »Seid realistisch, verlangt das Unmögliche!«, war eine Losung der Rebellen, deren Aufruhr nicht die Kraft entfaltet hätte, wenn ihnen nicht über zehn Millionen generalstreikende Arbeiter beiseitegestanden hätten. Die jungen Akademiker dankten es den Werktätigen beispielsweise mit einer Solidaritätskundgebung am 8. Juni für die im Kampf um ihre sozialen Rechte in den Ausstand getretenen Renault-Arbeiter (siehe Foto). Auch heute wird Frankreich von einer machtvollen Protestwelle erfasst. Schüler und Studierende begehren auf gegen die Bildungsmisere, Arbeiter wehren sich gegen neoliberale Attacken auf ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Gewerkschaftsdemonstration in Paris am 1. Mai endete in Krawallen. Mehr als 1000 Vermummte lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Die Gemüter in Deutschlands Nachbarland scheinen erhitzt wie vor einem halben Jahrhundert. Das Erbe von 1968 scheint unabgegolten. ves Seite 3
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