Trumps bizarre Waffenlogik
Empörung in Frankreich und Großbritannien
Es war wieder einmal ein bizarrer Auftritt von Donald Trump, der nicht zuletzt in Frankreich und Großbritannien für helle Empörung und blankes Entsetzen gesorgt hat. »Peng. Komm her. Peng. Komm her.« Mit diesen Worten und entsprechenden Gesten beschrieb der US-Präsident auf der Jahrestagung der US-amerikanischen Waffenlobby National Rifle Association (NRA) am Wochenende in Dallas, wie seiner Ansicht nach die Terrorserie in Paris im November 2015 ablief. Und wenn bewaffnete Menschen in der Nähe gewesen wären, wenn jemand auf die IS-Extremisten geschossen hätte, dann hätte es auch weniger Opfer gegeben, wäre es »eine ganz andere Geschichte gewesen«, so Trumps kühne These. Doch die Attentäter hätten sich Zeit lassen können »und einen nach dem anderen abgeknallt«.
Das Pariser Außenministerium hat umgehend scharf zurückgewiesen, dass die Terroristen bei lockereren Waffengesetzen früher hätten gestoppt werden können. »Frankreich ist stolz darauf, ein sicheres Land zu sein, in dem der Kauf und der Besitz von Feuerwaffen streng geregelt sind«. Waffen in freiem Umlauf seien kein Schutz gegen Terrorattacken. Vielmehr könnten sie ihre Planung sogar erleichtern. Und man fordere mehr Respekt für die 130 Todesopfer von Paris. Angehörige und Überlebende der Anschläge wie Philippe Duperron zeigten sich schockiert. Er empfinde nur Ekel, sagte der Vorsitzender eines Opfer-Vereins. Trumps »beschämende Äußerungen« sagten viel darüber aus, was der US-Präsident von Frankreich und dessen Werten halte, so Ex-Präsident François Hollande. »Die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern darf nicht befleckt werden durch Respekt- und Maßlosigkeit.«
Auch britische Ärzte und Parlamentarier haben zutiefst verärgert auf Äußerungen Trumps reagiert. Mit Blick auf ein Londoner Krankenhaus sprach er in Dallas von einer »Kriegszone«. Großbritannien habe strenge Waffengesetze und so auch keine Schusswaffen. »Sie haben stattdessen Messer, und Blut ist überall auf dem Boden dieses Krankenhauses.« Karim Brohi, Unfallchirurg am Royal London Hospital, kritisierte, dass Trumps Lobpreisung der Schusswaffen keinen Sinn mache. »Nahezulegen, dass sie Teil der Lösung sind, ist lächerlich«, twitterte er. »Schussverletzungen sind mindestens doppelt so tödlich wie Messerverletzungen und schwieriger zu versorgen.«
In den USA gibt es jährlich über 30 000 Tote durch Schusswaffengewalt.Trotzdem hat sich Trump mitten in der Debatte um schärfere Waffengesetze hinter die NRA gestellt - und damit schamlos Wahlkampf gemacht. Solange er Präsident sei, werde der Zweite Verfassungszusatz, der das Recht auf Waffenbesitz garantiert, nie in Gefahr geraten. Im Kongress verhinderten nur die Republikaner seine Abschaffung. Nur sie seien bereit, für dieses Recht zu kämpfen. Die Demokraten wollten dagegen Schusswaffen verbieten. Der Präsident forderte das Auditorium unverblümt auf, bei den sogenannten Zwischenwahlen im November für die Republikaner zu votieren. Im Präsidentschaftswahlkampf hatte ihn die Waffenlobby mit Spenden von rund 30 Millionen Dollar unterstützt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.