Kein Wettrüsten in Hohenschönhausen

Der BFC Dynamo hat mit dem Sieg im Berliner Pokal die erfolgreichste Saison seit der Wende zu Ende gebracht - mit Vorsicht plant er die nächste

Es dauerte etwas, bis der BFC Dynamo den verdienten Lohn in Form eines großen Silberpokals bekam. Nach dem Schlusspfiff am Montagabend im Berliner Pokalfinale öffneten sich erst mal die Tore zum Innenraum des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks - und Hunderte weinrot-weiße Fans strömten auf den Rasen, um mit ihrer Mannschaft friedlich zu feiern. Mit 2:1 hatte sich der BFC gegen den sechstklassigen Berliner SC durchgesetzt.

Zufrieden war René Rydlewicz schon vor dem Anpfiff. »Wir haben die beste Saison seit der Wiedervereinigung gespielt«, hatte der Trainer auf eine Saison zurückgeblickt, in der der BFC lange Zeit Zweiter hinter dem übermächtigen FC Energie Cottbus war. Am Ende wurde es Platz vier in der Regionalliga Nordost.

Als Rydlewicz im Sommer 2016 ins Sportforum nach Hohenschönhausen gekommen war, lautete sein Ziel, eine Spitzenmannschaft aufzubauen. Dabei wollte er auch dem eigenen Nachwuchs eine Chance geben. Jetzt ist er stolz, »dass es in dieser Saison neun Spieler aus unserer Jugend in den Kader geschafft haben.«

Leistungsträger sind andere. Rufat Dadashov zum Beispiel. Mit 25 Toren in 25 Saisonspielen trug er wesentlich zum Erfolg bei und wurde Torschützenkönig in der Regionalliga. Auch das Finale um den Berliner Pokal entschied der 27-Jährige am Montagabend vor 6400 Zuschauern für den BFC. Seine beiden Tore zur Titelverteidigung waren gleichzeitig sein Abschiedsgeschenk. Nach nur einem Jahr verlässt Dadashov die Berliner und wechselt in die 3. Liga zu Preußen Münster.

Dass die Besten gehen, ist das Los eines Viertligisten. Rydlewicz muss und kann damit leben. Schon in der vergangenen Saison verließen mit Dennis Srbeny und Kai Pröger die besten Torschützen den BFC, in der Winterpause wechselte zudem Joey Breitfeld zum FC Ingolstadt. Rydlewicz geht die kommende Spielzeit dennoch optimistisch an: »Im Unterschied zum vergangenen Jahr bleibt das Gerüst der Mannschaft erhalten, 16 Spieler bleiben.« Die zusätzliche Arbeit eines Umbruchs bleibt dem Trainer also erspart. »Es ist schon wichtig, dass viele mit den Bedingungen im Verein und dessen Umfeld vertraut sind«, sagt er.

Die kommende Saison wird mit dem direkten Aufstiegsplatz für die Regionalliga Nordost eine besondere. Um konkurrenzfähig zu bleiben, helfen natürlich die zusätzlichen Einnahmen durch den Erfolg am Montag - 115 000 Euro bringt das Startrecht in der ersten Runde des DFB-Pokals.

Rydlewicz bremst aber jede übertriebene Hoffnung: »Wir müssen trotzdem vernünftig wirtschaften. Wir wollen auch noch in zwei oder drei Jahren da sein.« Das ist auch Jörn Lenz wichtig. Er ist ein Dynamo-Urgestein. 1985 kam er erstmals als Spieler zum BFC, versuchte sich auch mal woanders, kam aber immer wieder zurück nach Hohenschönhausen. Ein Vierteljahrhundert hat er schon im Verein verbracht, seit 2008 ist er Teammanager. Lenz befürchtet ein Wettrüsten um den Aufstieg in den Profifußball: »Die neue Saison könnte einige Traditionsvereine kaputt machen.« Der BFC Dynamo will nicht dazugehören.

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