Scifi-Boom in China

  • Lesedauer: 2 Min.

China ist Spitze in technologischen Fragen, so auch in der Suche nach außerirdischem Leben. Diese ist dort - anders als anderswo - Teil offizieller Programme. Das »Himmelsauge«, das weltweit größte Radioteleskop in Südwestchina, sucht explizit auch nach Anzeichen nicht-irdischer Zivilisation.

Der Kontakt mit solchen ist ein klassisches Thema der Science-Fiction, zu deren international gefeierten Autoren gegenwärtig der 1963 geborene Informatiker Cixin Liu zählt. Zu den Fans seiner 2007 erschienenen und 2014 ins Englische übersetzten Trilogie »Trisolaris« zählt auch Barack Obama, der sich schon mit dem Autor traf. Vor Kurzem wurde bekannt, dass Amazon sich die Filmrechte für eine Serie auf seinem Streamingportal gesichert hat, angeblich für eine Milliarde Dollar. Nach der Technologiebranche scheint auch die chinesische Kulturindustrie weltmarktfähig zu werden.

Scifi-Literatur wird in China massiv gefördert, obwohl sich das Genre teils auch sozialkritisch lesen lässt. Die Regierung sieht darin einen Beitrag zur wissenschaftlichen Volksbildung, sie finanziert Literaturpreise für und Konferenzen über Science-Fiction. In diesem Sinn wurde gerade Cixin Lius Werk auch in der Volksrepublik geradezu elegisch bejubelt. Als »harte« Scifi schreibt es reale Forschungsstände fort und kann so tatsächlich Interesse an Physik und Technologie erzeugen.

»Hart« ist freilich auch die philosophische Haltung, die sich in Cixin Lius Schreiben zeigt. Im Gegensatz etwa zu der jüngst verstorbenen amerikanischen Scifi-Autorin Ursula K. Le Guin stellt sich der neue Star des Genres den Kontakt der Welten grundsätzlich konfrontativ vor. Das All, so der Tenor auch seiner Trisolaris-Trilogie, sei wie ein dunkler Wald voll gefährlicher Kreaturen. Diese Einstellung entspricht dem Grundgedanken der als »realistisch« bezeichneten Schule der internationalen Beziehungen in der Politikwissenschaft, die - entgegen etwa Kants Vision der kooperativen Weltgesellschaft - auch in der Politik wieder Oberhand gewinnt. nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal