poesie

Nora Gomringer

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: 2 Min.

Ja, Nora Gomringer, 38, Bachmann-Preisträgerin und Direktorin des Bamberger Künstlerhauses Villa Concordia, ist »die Tochter von ...«. Und ja, der Zufall, als Kind eines Lyrikers und einer Germanistin geboren worden zu sein, mag ihrer Liebe zur Dichtung zuträglich gewesen sein. Sagen wir so: Die Tür zur Lyrik, die vielen verschlossen bleibt, war hier relativ mühelos aufzustoßen. Den Weg aber, der sich davor auftat, ist sie aus eigener Kraft und mit eigener Leidenschaft gegangen.

Gomringer, Autorin von sieben Gedichtbänden, war Pionierin der weiblichen Slam-Poetry. Bis heute ist sie eine künstlerische Grenzgängerin, die bei der Präsentation ihrer Dichtung die Nähe von Musikern und bildenden Künstlerinnen sucht. Nicht zuletzt aber ist sie immer wieder als Mentorin jüngerer Dichter und als stimmgewaltige Anwältin der Lyrik als solcher in Erscheinung getreten.

Ihre jüngste Veröffentlichung ist die mit Martin Beyer herausgegebene Anthologie »poesie«. Schon die Textauswahl zeugt von einem weit gefassten Lyrikbegriff. Neben den Versen moderner Klassiker wie Mascha Kaléko und renommierter Gegenwartsdichter wie Durs Grünbein finden sich Texte von Slammern wie Bas Böttcher und Rappern wie Peter Fox - nicht hierarchisch geordnet, sondern alphabetisch: von Advanced Chemistry bis Carolin Würfel.

Häufig zu Gast in Schulen, sahen die Herausgeber sich mit Vorbehalten gegenüber der wahlweise als langweilig (Schüler) oder schwer zu vermittelnd (Lehrer) geltenden Lyrik konfrontiert, die sie als Übersetzungsproblem interpretierten. Ihr Buch will nun Brücken schlagen und den Beweis antreten, dass Lyrik - jahrhundertealte wie die von heute - in unmittelbarer Beziehung zum Leben steht, auch dem eines Elf- oder einer Neunzehnjährigen. Mithilfe passender Hashtags, die unter jedem Gedicht versammelt sind, lässt sich die abgedruckte Lyrik assoziativ sogar mit der Bildpoesie der digitalen Gegenwart verlinken: jener in den sozialen Netzwerken.

Nora Gomringer, Martin Beyer (Hrsg.): poesie. Voland & Quist, 128 S., br., 20 €.

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