Der Blick vom Rand

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Alphons Stiller gehörte nicht zu der Art von Leuten, an die man sich oder andere gemeinhin »erinnert«. Dabei hat der 1906 im Saarland geborene und 1979 in Castrop-Rauxel verstorbene Berg-, Land- und zeitweise auch Wanderarbeiter nicht nur viel erlebt. Er war ein genauer Beobachter mit dem scharfen Blick eines sehr politischen Menschen.

Vor 40 Jahren, im Jahr vor seinem Tod, traf Stiller die damals jungen Filmemacher Christoph Hübner und Gabriele Voss. Mit technisch einfachen Mitteln ließen diese den schmächtigen Mann berichten: Von Kindheit und Jugend in und kurz nach dem Ersten Weltkrieg, als Tippelbruder auf dem Weg durch Deutschland, als Hilfsarbeiter auf den Gütern mecklenburgischer Großgrundbesitzer, als Anarchist und Linkssozialist in der polarisierten Weimarer Republik.

All das in auf acht Episoden verteilten viereinhalb Stunden zu rekonstruieren, war Ende der 1970er ungewöhnlich. Das Resultat ist bis heute interessant. Die Autoren nehmen Stillers Berichte nicht nur als Aufhänger für eine Geschichte dieser Zeit, sondern stellen die Quelle in den Mittelpunkt: So entstand eine Dokumentation, die »den Menschen rundherum ernst nimmt mit seiner ganzen Lebensgeschichte, in seiner ganzen Art zu denken, zu sprechen, sich zu äußern«, sagt Gabriele Voss. Drei Folgen werden im Beisein der Autoren am Montag in Berlin vorgestellt. nd Foto: Deutsche Kinemathek

18. Juni, 19 Uhr. Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 2. Tel. 030/ 26955100 oder ticket@arsenal-berlin.de, 8 Euro. Als DVD für 19,90 Euro im Buchhandel.

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