Rechter Nachbar pachtet Wiese
Gemeinde Gägelow überlässt Gelände in Jamel Neonazis zur Nutzung
In knapp zwei Monaten findet in Jamel das jährliche Festival »Jamel rockt den Förster« statt. Wie immer soll eine Wiese in der Dorfmitte Veranstaltungsort für das antirassistische Event sein. Doch wie nun bekannt wurde, ist die ausgerechnet an ein Ehepaar verpachtet worden, das der örtlichen Neonazigemeinde »Dorfgemeinschaft Jamel« angehört.
Diese feierte am vergangenen Wochenende die Sommersonnenwende. Die Planung des Polizeieinsatzes dazu förderte zutage, dass die Gemeinde Gägelow in Mecklenburg-Vorpommern bereits im Februar in einer nicht öffentlichen Hauptausschusssitzung das Nutzungsrecht für die Wiese besagtem Ehepaar auf unbestimmte Zeit zusprach. Dies berichtet der Informationsdienst »blick nach rechts«.
Birgit und Horst Lohmeyer richten das Festival für Demokratie und Toleranz »Jamel rockt den Förster« seit mehr als zehn Jahren aus. Für ihr Engagement wurden die Lohmeyers mehrfach ausgezeichnet.
Mit der Verpachtung der Dorfmitte an Mitglieder der rechtsradikalen »Dorfgemeinschaft Jamel« hat die Gemeindevertretung diesen nun auch den öffentlichen Raum des Dorfes überlassen. »Es ist ein riesiger Skandal, der sich einreiht in die besorgniserregende Entwicklung in unserer Gemeinde der vergangenen Jahre«, sagen die Lohmeyers zur aktuellen Situation.
Das 37-Einwohner-Dorf im Landkreis Nordwestmecklenburg zwischen Grevesmühlen und Wismar wird immer noch von Neonazis um den bekannten und mehrfach vorbestraften Sven Krüger dominiert.
Bereits 2007 erklärte der damals neue Bürgermeister Uwe Wandel gegenüber »Spiegel Online«, man habe Jamel aufgegeben. Keine Bank war bereit, Kredite für Bauvorhaben in dem Ort bereitzustellen, auch die durch den Landkreis und das Land im Jahr 2011 geplanten Vorhaben konnten nie umgesetzt werden. 2015 brannte die Scheune der Lohmeyers vollständig nieder. Es wurde Brandstiftung dahinter vermutet, da es nicht das erste Haus im Ort war, das einem Feuer zum Opfer fiel. Neben den Bauvorhaben blieb auch die von Abgeordneten versprochene »Gesamtstrategie gegen rechts« aus.
Uwe Wandel, inzwischen seit elf Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Gägelow, kennt das Problem. Gegenüber »nd« sagt er: »Selbstverständlich haben wir uns Gedanken gemacht, ob und an wen und in welcher Form wir das Grundstück verpachten.« Und dass die Wiese für das Festival »Jamel rockt den Förster« zur Verfügung stehe, garantiere er zu hundert Prozent.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.