Abschiebeflug in Kabul angekommen

Mehr als 50 Menschen sind in das Kriegsgebiet am Hindukusch abgeschoben worden

  • Lesedauer: 2 Min.

Kabul. Mit mehr als 50 Menschen an Bord ist in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein weiterer Abschiebeflug angekommen. Das sagten Beobachter von afghanischen und internationalen Flüchtlingsinstitutionen am Kabuler Flughafen am Mittwochmorgen. Damit haben Bund und Länder die bisher weitaus größte Gruppe abgelehnter Asylbewerber in das kriegszerrissene Land abgeschoben.

Bisher hatte eine Vereinbarung gegolten, wonach nicht mehr als 50 Passagiere an Bord von Abschiebeflügen sein dürfen. Oft waren es weniger als 20 Passagiere pro Flug. Die aus München kommende Maschine war um 8:40 Uhr Ortszeit in Kabul gelandet. Insgesamt haben Bund und Länder nun mehr als 280 Afghanen auf direktem Weg in ihr Heimatland zurückgebracht.

Flüchtlingsaktivisten hatten erklärt, dass eine große Gruppe aus Bayern kommen werde. Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat sagte, er wisse allein von zwölf Betroffenen aus Bayern. »Darunter sind Jungs, die in die Integrationsklasse gingen - mindestens zwei - und mehrere, die krank sind.«

Seit einem schweren Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul im Mai 2017 hatten die Behörden Abschiebungen beschränkt auf Straftäter, terroristische Gefährder und Menschen, die »die Mitwirkung an der Identitätsfeststellung hartnäckig verweigern«.

Die Abschiebungen sind wegen der sich weiterhin schlechten Sicherheitslage in Afghanistan umstritten.

Die islamistischen Taliban lehnen Friedensangebote ab und verschärfen ihre Angriffe auf Regierung, Sicherheitskräfte, Bezirks- und Provinzzentren. Auch der sogenannte Islamische Staat verübt immer wieder Anschläge. Meist sind Zivilisten Opfer der Gewalt. Pro Asyl warnte: »In der jetzigen Stimmung der Flüchtlingsabwehr zählen nicht die Fakten, sondern der politische Eifer, um jeden Preis in ein Kriegs- und Krisengebiet abzuschieben.« dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal