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Kapitaler Realismus

Fiat-Arbeiter streiken gegen Kauf von Real-Spieler, Real-Mitarbeiter für Tariftreue

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Deal zwischen den Fiat-Eignern und der Belegschaft lautete lange ungefähr so: In der Woche haltet ihr eure Knochen für unseren Profit hin; dafür kaufen wir unserem Fußballverein Juventus Turin die guten (und teuren) Spieler, die am Wochenende scheinbar für euch die Knochen hinhalten, damit ihr euch auch mal als Sieger fühlen könnt. Geht es dem Unternehmen oder dem Verein gut, geht es allen gut - diese Gleichung, fast immer Illusion, geht im globalisierten Spätkapitalismus längst nicht mehr auf: zu unterschiedlich die Interessen zwischen renditeorientiertem und -getriebenem Kapital auf der einen und der Arbeit auf der anderen Seite. Im Falle Fiat ist der Bogen für die Gewerkschaft UBS nun überspannt. Sie ruft für nächsten Montag, an dem die Turiner Neuverpflichtung von Real Madrid, Cristiano Ronaldo, vorgestellt wird, im süditalienischen Werk Melfi zum Streik auf: »Wir sind alle Angestellte desselben Arbeitgebers«, so die Gewerkschaft. »Diese Ungleichheit ist nicht akzeptabel.« Diese Ungleichheit bedeutet: Dauerdruck, auch finanziell, auf die Belegschaft, während mal eben mehr als 100 Millionen Euro für einen Fußballer ausgegeben werden. Der dann wohl 83 000 Euro verdient. Pro Tag.

Die rund 34 000 Beschäftigten der Supermarktkette Real wurden dagegen von der Gewerkschaft ver.di deutschlandweit zum Streik aufgerufen. Grund des Streiks hier: eine Unternehmensleitung, die sich aus den Tarifverträgen mit ver.di verabschieden und neu eingestellte Mitarbeiter nach einem Vertrag mit der Gewerkschaft DHV schlechter bezahlen will, was für das Unternehmen deutlich »günstiger« ist. Die Beschäftigten würden laut ver.di durchschnittlich ein Viertel weniger verdienen. Gut oder »günstig« für das Unternehmen - im real existierenden Kapitalismus oft wirklich ein Grund zum Streik. stf Seite 4

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