Beitrag zur Geschichtsklitterung

Aert van Riel über die Verleihung des Westfälischen Friedenspreises

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Die von deutschen Politikern dominierte Jury, welche nun die drei baltischen Staaten mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet hat, blickt nicht über den Tellerrand der EU hinaus. Zwar leben Estland, Lettland und Litauen mit ihren EU-Nachbarn friedlich zusammen, aber anderswo schicken sie Soldaten an die Front. Das galt für den völkerrechtswidrigen Krieg in Irak und für Afghanistan. Zudem haben die baltischen Staaten einen großen Anteil an ihrem schwierigen Verhältnis zu Russland. Aufmärsche von Veteranen der lettischen Waffen-SS und deren Sympathisanten in Riga werden aus Regierungskreisen befürwortet. Die Ehrung von Menschen, welche die Nazis bei der geplanten Auslöschung ganzer Völker unterstützt haben, ist eine Provokation gegen die russische Minderheit Lettlands und die jüdische Gemeinde.

Ähnliches ist auch in Litauen zu beobachten. Präsidentin Dalia Grybauskaite, die nun den Friedenspreis für ihr Land entgegennahm, hatte vor wenigen Jahren Teilnehmer an einer Veranstaltung anlässlich der Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion, die hauptsächlich von Neonazis besucht wurde, als »patriotische Jugend« bezeichnet. Die Staatsspitzen aus dem Baltikum dürften sich durch die Preisverleihung in ihrer Politik der Geschichtsklitterung bestärkt fühlen. Dass sie dabei auch von ihren NATO-Verbündeten in Deutschland unterstützt werden, überrascht nicht. Es ist aber beschämend.

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