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Google in die öffentliche Hand
Simon Poelchau über die EU-Strafe für den Internetriesen
Mit ihrer Rekordstrafe für Google hat die EU-Kommission nur eins bewiesen: dass sie nicht versteht, wie die digitale Ökonomie funktioniert. Natürlich ist Google mit Android bei Betriebssystemen für Smartphones fast ein Monopolist und natürlich ist das ein Problem.
Aber was macht der Internetriese? Er stellt den Smartphone-Herstellern sein Android kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug müssen diese die Google-Suchmaschine Chrome und einige weitere Apps installieren. Die Hersteller sind diesen Deal offenbar gerne eingegangen. Denn ihre Alternative wäre gewesen, Milliarden für die Entwicklung einer ähnlichen Software auszugeben. Und die Kunden stecken im sogenannten Lock-In-Effekt fest. Weil alle es benutzen und man es nicht anders kennt, kauft man sich eben auch ein Android-Handy und »googelt« mal eben, was man wissen muss. Außerdem ist den meisten die Installierung und Verwendung eines alternativen Betriebssystems zu kompliziert. So wird die Milliardenstrafe, die Google letztlich aus der Portokasse bezahlen wird, nichts am Geschäftsmodell ändern. Wollte Brüssel wirklich etwas gegen die Vormacht des Konzerns machen, so müsste es sich für die Vergesellschaftung von Google stark machen.
Zugegebenermaßen klingt das etwas utopisch heutzutage. Es gab aber mal Zeiten, da waren Güter der öffentlichen Daseinsvorsorge in der Kontrolle der öffentlichen Hand. Und eine ordentliche Suchmaschine ist in digitalen Zeiten definitiv ein solches Gut.
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