Nie wieder, Deutschland

Mesut Özil kehrt der Fußball-Nationalmannschaft den Rücken - und löst Streit aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. 92 Spiele für die Nationalmannschaft, einmal Dritter bei der WM 2010 und als Krönung der WM-Titel 2014 in Brasilien - hinter seiner Bilanz im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes muss sich Mesut Özil wahrlich nicht verstecken. In den »Klub der Hunderter«, also jenen Kreis von Nationalspielern, die es auf 100 oder mehr Länderspiele bringen, wird der gebürtige Gelsenkirchener aber nicht mehr aufgenommen: Mit geschickt getimten Statements im Laufe des Sonntags hat Özil (und/oder seine Anwälte und Berater) nicht nur die Brücken zum DFB abgebrochen - der Paukenschlag der Rücktrittsankündigung erfolgte pünktlich zu den Abendnachrichten -; er hat auch eine Debatte um den Stand der Integration entfacht, die sich schnell weg vom rein Sportlichen bewegt.

Özil zieht jetzt viel Kritik auf sich. Nicht jede kommt so arg schlicht daher, wie jene des verurteilten Steuerhinterziehers Uli H., der gegenüber der Münchner »tz« vom Leder zog: »Der hat sich jetzt schön hinter der ganzen Erdogan-Geschichte verstecken können. Das ist doch die ganze Sauerei. Der hat doch einen Dreck gespielt, einen Dreck seit vielen Jahren.« Die »Erdogan-Geschichte« - gemeint ist jenes Foto, das Özil zusammen mit dem türkischen Autokraten Erdogan zeigt und das Özil auch heute nicht anders machen lassen würde. Die »Erdogan-Geschichte« - das ist auch jene Geschichte, mit der ein von einer Kommunikationskatastrophe in die nächste schlitternder DFB die sportliche Katastrophe bei der WM in Russland verantwortungstechnisch auslagern will - auf die recht schmalen Schultern des Arsenal-Spielers. »Best never rest« (»Die Besten ruhen nie«) - in der in der Verbandszentrale an der Otto-Fleck-Schneise hat man derzeit eher Albträume, was da »ZSMMN« vor und in Russland schief ging. Özil hat all dem jetzt den Rücken zugekehrt. stf Seiten 2 und 18

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