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Räuber und Beraubte

  • Lesedauer: 2 Min.

An das in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts berühmte Berliner Varieté »Scala« erinnert künftig eine Gedenktafel. Berlins Kultursenator Klaus Lederer enthüllte sie am Dienstag am einstigen Standort in der Martin-Luther-Straße in Schöneberg. Das »Scala« habe wie kaum eine andere Bühne das Lebensgefühl Berlins in den goldenen 20er Jahren verkörpert. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seien die mehrheitlich jüdischen Eigentümer Opfer der »Arisierungspolitik« geworden, sagte Lederer.

Unter ihnen war Karl Wolffsohn, der zu den einflussreichsten und innovativsten Akteuren der Kulturszene seiner Zeit gezählt habe. Er floh nach Palästina, nachdem sein gesamter Besitz enteignet worden war. Initiator der Gedenktafel war dessen Enkel, der Historiker Michael Wolffsohn, der zur Enthüllung der Gedenktafel auch die Laudatio hielt.

Lederer betonte, in der Nazizeit hätten sich immer mehr Juden unter dem Druck von Boykotten, Berufsverboten, bürokratischen Schikanen, diskriminierenden Gesetzen und gewalttätigen Übergriffen gezwungen gesehen, ihr Geschäft weit unter Wert zu verkaufen, um von dem Erlös zu leben oder auswandern zu können. Diese öffentlich als rechtmäßig inszenierten »Verkäufe« seien nichts als ein Raub an der jüdischen Bevölkerung gewesen. Dieser Raub habe nicht irgendwo im Geheimen stattgefunden. »Die Berliner Verwaltung war beteiligt. Nicht nur die Beraubten, auch die Profiteure waren Berliner und Berlinerinnen«, sagte Lederer. epd/nd

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