Anrufe falscher Polizisten häufen sich

Warnung vor perfider Betrugsmasche

  • Lesedauer: 4 Min.

Die perfide Betrugsmasche, sich am Telefon als Polizisten auszugeben und auf diese Weise von den Opfern Geld zu erbeuten, nimmt bundesweit zu. Allein in einer Nacht wurden in Berlin mehr als 100 solcher Anrufe gemeldet.

In den meisten Fällen habe ein unbekannter Anrufer sein Opfer mit der Behauptung verunsichert, dass ein Wohnungseinbruch oder eine andere Straftat bevorstehe. Daraufhin sei dem Angerufenen angeboten worden, einen vermeintlichen Polizisten vorbeizuschicken, um sämtliche Wertsachen in Sicherheit zu bringen.

In Alt-Hohenschönhausen in Berlin riefen zwei Betrüger einen 89-jährigen Rentner an und gaben sich als Polizisten aus. Der Rentner solle Geld von seinem Sparbuch abheben und in einem Umschlag unter einem Auto deponieren, wiesen die Anrufer den Mann an. Angeblich solle damit ein Falschgeldverdacht bei einer Bank geklärt werden. Der Senior kam der Aufforderung zweimal nach. Als die Betrüger denselben Rentner zum dritten Mal aufforderten, Geld zu deponieren, wurde er doch misstrauisch und wandte sich an die Polizei. Zum Schein ging er auch auf den dritten Anruf ein. Als die Betrüger dann das Geld abholen wollten, wartete schon die Polizei und nahm die beiden fest.

Seniorin um mehrere Zehntausend Euro betrogen

Eine Seniorin in Unterfranken ist auf die miese Masche hereingefallen und damit um mehrere Zehntausend Euro gebrach worden. Die falschen Polizisten riefen die Frau mehrere Wochen lang immer wieder an und gaben sich als zivile Mitarbeiter der Polizei aus. Zunächst haben sie ihr erzählt, dass gegen eine Mitarbeiterin ihrer Bank ermittelt wird. Dabei hätten sie ihr versichert, dass ihr Geld dort nicht mehr sicher sei und sie es besser abheben sollte. In einem weiteren Telefongespräch sollte die Rentnerin die Seriennummern der Banknoten durchgeben. Schließlich konnten sie der Frau glaubhaft machen, dass die Scheine Falschgeld sind und sie das Geld zur Prüfung im Labor an einen zivilen Kollegen vor ihrem Haus übergeben sollte. Das tat die gutgläubige Frau. Erst etwa zwei Wochen später wurde ihr klar, dass sie einem Betrug aufgesessen war.

80 000 Euro Schmuck und Geld erbeutet

Mit dieser Betrugsmasche er beuteten falsche Polizeibeamte bei einer Seniorin im hessischen Bad Soden Schmuck und Bargeld im Wert von 80 000 Euro. Wie in anderen Fällen gaben sich die Betrüger als Polizisten aus und berichteten von einem bevorstehenden Einbruch in der Wohnung der Frau. Deswegen müssten alle Wertgegenstände umgehend abgeholt und bei der Staatsanwaltschaft in Sicherheit gebracht werden, so ein vermeintlicher Kriminalkommissar gegenüber dem Opfer am Telefon.

Als die Seniorin misstrauisch wurde, bot ihr der Betrüger an, seine Angaben über den Notruf 110 zu verifizieren. Dazu müsse sie während des Telefonats die 110 wählen, was die Frau auch tat. Daraufhin wurde ihr vorgespielt, dass sie mit der Einsatzzentrale verbunden sei und dass die Angaben des vermeintlichen Beamten stimmten. Die Frau sammelte daraufhin Schmuck und Bargeld zusammen und übergab alles in ihrer Wohnung einem vermeintlichen Zivilermittler.

91-Jährige mit dem Taxi von Berlin nach Bremen gelockt

Betrüger, die sich als Kriminalbeamte ausgaben, haben eine 91-Jährige mit dem Taxi von Berlin nach Bremen geschickt. Die Täter forderten die Seniorin auf, Geld in Bremen zu hinterlegen, um nicht Opfer einer Straftat zu werden. Dies tat die 91-Jährige. Anschließend begab sie sich auf Anweisung der vermeintlichen Polizisten in ein Hotel der Hansestadt. Ein Zeuge bemerkte die 91-Jährige, hielt sie für orientierungslos und verständigte die Polizei.

Mit seinem Eingreifen habe der Mann verhindert, dass die Frau weiteres Geld an die Betrüger übergab. Die Bremer Beamten stellten sicher, dass die Seniorin wohlbehalten wieder in Berlin ankam. Sie warnten davor, Wertsachen an Unbekannte zu übergeben oder nach einer telefonischen Aufforderung Geld auszuhändigen.

Nach Angaben der Bremer Polizei stieg die Zahl der Betrugsdelikte falscher Polizisten am Telefon stark an: Bis Ende Juni registrierten die Behörden in Bremen 736 Taten. Das seien bereits fast so viele wie im gesamten Jahr 2017, als es 811 Delikte dieser Art gab.

Die Polizei empfiehlt dringend, keine größeren Geldbeträge zu Hause aufzubewahren und Fremde nicht in die Wohnung zu lassen. Es sei ratsam, sich von Polizisten oder Firmenvertretern die Ausweise zeigen zu lassen. Agenturen/nd

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