Abschied von einer Legende

Bastian Schweinsteiger ein letztes Mal in München

  • Klaus Bergmann, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Ende eines für ihn »unglaublichen Abends« stand Bastian Schweinsteiger erschöpft und selig zugleich auf dem Rasen der Münchner Fußballarena und umarmte innig seine Frau Ana Ivanovic. Die ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin aus Serbien, die sich auf großen Sportbühnen auskennt, war tief beeindruckt, welche enorme Zuneigung die 75 000 Fans des FC Bayern ihrem Basti beim Abschiedsspiel mit seinem aktuellen Arbeitgeber Chicago Fire entgegengebracht hatten.

Schweinsteiger schwenkte nach dem lässigen 4:0 (2:0) »seines« Herzensklubs bei der Ehrenrunde vor der Südtribüne eine Bayern-Fahne und rief den ihn feiernden Anhängern mit Tränen in den Augen über das Stadionmikrofon zu: »Vielen, vielen Dank. Ich bin einer von euch - und ich werde immer einer von euch bleiben.«

Die Haare sind grauer geworden, und er bewegt sich langsamer auf dem Platz. Aber kicken kann der Mentalitätsspieler Schweinsteiger immer noch. Das wurde besonders sichtbar, als er nach einer ersten Hälfte mit anstrengender Abwehrarbeit als Kapitän des Chicago-Teams das Trikot wechselte. Und als er dann in der letzten halben Stunde vor den Augen von Ex-Coach Jupp Heynckes in einer Triple-Gedächtniself mit Ribéry, Robben, Müller, Neuer, Boateng und Alaba zusammenspielte, war ihm die pure Freude am Spiel bei jeder Aktion anzumerken. »Man spürt sofort wieder Automatismen und Spaß am Fußball«, sagte er.

Die alten Kameraden schickten Schweinsteiger weit nach vorne. »Ich habe ihm schon gesagt: Wenn er noch ein Tor machen will, reicht es nicht mit hinten rumstehen«, scherzte Thomas Müller. Aber es dauerte lange, bis zur 83. Spielminute, als Schweinsteiger einen letzten langen Sprint in den Strafraum anzog und eine Flanke von David Alaba mit dem rechten Fuß volley ins Tor verlängerte. Es war kein Geschenk zum Abschied, sondern ein wirklich feines, selbst erarbeitetes Tor. »Und für mich war es irgendwie doch wichtig«, sagte Schweinsteiger. Fußballer bleibt eben Fußballer. »Ich fühle mich noch fit, auch wenn es nach der 70. Minute etwas schwieriger wurde.«

Nun geht Schweinsteiger zurück in die USA, wo der Weltmeister von 2014 und Champions-League-Sieger von 2013 seine große Karriere in der Major League Soccer ausklingen lässt. »Ich fühle mich ganz wohl in meiner Lebenslage. Der Schritt nach Amerika war genau der richtige«, sagte er am Dienstagabend. Mit seiner Ana und dem im Frühjahr geborenen Sohn ist er glücklich in der Metropole am Michigan-See.

Das Bayern-Trikot vom Abschiedsspiel erhalten seine Eltern. »Ihnen habe ich viel zu verdanken.« Es erhält einen Platz daheim im oberbayerischen Oberaudorf. »Ich weiß nicht, wie es weitergeht in den nächsten Jahren«, sagte Schweinsteiger zum Abschied. Noch mache es ihm Spaß, Fußballprofi zu sein. Aber er sei heimatverbunden. »Ich werde auf jeden Fall zurückkommen in die Heimat. Nur wann, weiß ich noch nicht«, kündigte er an. Die Türen beim FC Bayern werden ihm dann offenstehen. Ob nur als Fan und Legende, muss die Zukunft zeigen. dpa/nd

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