Wie Peking Afrika umwirbt

China verändert mit massiven Investitionen und Megaprojekten einen ganzen Kontinent / Gipfeltreffen beginnt am Montag

  • Finn Mayer-Kuckuk, Peking
  • Lesedauer: 3 Min.

Präsident Xi Jinping und seine Diplomaten haben in den vergangenen Monaten intensiv Afrika bereist, um gegenseitige Vereinbarungen und eine aussagekräftige Abschlusserklärung für das Gipfeltreffen des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit (FOCAC) in Peking vorzubereiten. Xi selbst hat im Juli vier Länder besucht, darunter Senegal und Südafrika. Der drittmächtigste Politiker der Kommunistischen Partei, Li Zhanshu, und Außenminister Wang Yi haben je drei afrikanische Staaten abgearbeitet. Eine ungeheure diplomatische Fleißarbeit, bei der Xi und seine Leute den afrikanischen Regierungschefs immer wieder der Wertschätzung des großen China versicherten. Vor allem aber sagten sie hohe Investitionen im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative zu.

So viel Aufwand - und eine so schlaue Strategie - bleibt nicht ohne Wirkung. China ist unter dem Strich bereits der größte Handelspartner der afrikanischen Länder. Diese sind bereit, den Wohltäter aus Asien dafür politische zu unterstützen und erklären das auch immer offener. Peking fährt daher jetzt schon eine außenpolitische Dividende für die Afrika-Kredite ein. Im Mai hat etwa erkannte Burkina Faso die Volksrepublik als das offizielle China an, nachdem man zuvor zur Republik China auf Taiwan gehalten hatte. Nur noch das kleine Königreich Eswatini, auch bekannt als Swasiland, unterhält als letztes afrikanisches Land weiter diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Das chinesische Außenministerium hat jedoch kürzlich mitgeteilt, daran könne sich demnächst etwas ändern. Diese Bereitschaft zur internationalen Unterstützung Chinas wird sich auch auf dem Gipfel am Montag und Dienstag in Peking zeigen.

Xi selbst eröffnet die Veranstaltung mit einer Rede, die bereits als »sehr wichtig« angekündigt wird. Er werde das Verhältnis zu Afrika unter den Leitsatz einer »pragmatischen Zusammenarbeit« stellen. Das bedeutet: China mischt sich nicht in »innere Angelegenheiten« wie die Regierungsform oder die Menschenrechtslage ein und konzentriert sich auf die Investitionen. Wie bei vergleichbaren Formaten ist ein Treffen von Firmenchefs und Wirtschaftspolitikern beider Seiten so ein zentraler Teil der Veranstaltung.

China organisiert in Afrika unter anderem den Bau von Häfen, Flughäfen, Eisenbahnstrecken, Autobahnen, Bergwerken und Handynetzen. Nachdem das eigene Land bereits eine perfekte Infrastruktur besitzt, gehen seine Baufirmen nun im staatlichen Auftrag in Entwicklungsländer. So haben chinesische Ingenieure kürzlich die erste elektrifizierte internationale Eisenbahnverbindung Afrikas fertiggestellt. Die Gleise verbinden die äthiopische Stadt Addis Abeba mit Dschibuti. Der Bau hat sechs Jahre gedauert und vier Milliarden Dollar gekostet - finanziert mit chinesischen Krediten. Für Dschibuti bringt die Anbindung des Nachbarlandes erhebliche wirtschaftliche Vorteile.

Nicht zufällig also hat die Regierung dort den Chinesen vor zwei Jahren zugesagt, eine Militärbasis auf dem eigenen Territorium am Horn von Afrika errichten zu dürfen. Skandalös ist das nicht: Eine westliche Allianz inklusive Deutschland betreibt dort bereits eine Basis. Es geht um den Schutz von Handelsrouten, und die sind auch für China enorm wichtig. Doch die Entwicklung zeigt: Xi will künftig ganz vorne mitspielen. Die Afrika-Initiative ist da ein wichtiger Schritt. Auch in Kenia haben chinesische Firmen Nairobi und Mombasa mit einer schnellen Bahnstrecke verbunden, zahlreiche weitere Projekte laufen. Oft handelt es sich um die ersten brauchbaren Eisenbahnen der betreffenden Länder seit Kolonialzeiten. All das schafft langfristig Entwicklungsmöglichkeiten.

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