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Zwischen Wut- und Würgesmileys
Velten Schäfer über das ewige Kreuz mit den sogenannten Sozialen Medien
Jens Spahn zählt nicht zu den Sympathieträgern der Politik. Und das ganz zu recht - man denke an den üblen Satz um »Hartz IV« und »Armut« aus dem Frühjahr. Doch verdient auch jemand Gerechtigkeit, der diese anderen schon mal verweigert: Der aktuell durch das Netz blasende Proteststurm über sein Interview zum Pflegenotstand ist blühender Unfug. Zwischen Wut- und Würgesmileys wird die Aussage zitiert, die schon jetzt am Rande des Kollaps stehenden Pflegekräfte sollten halt ein paar Stunden drauflegen. Das hat der CDU-Minister zwar gesagt, doch weiß er eben auch, dass dafür »faire Schichtpläne, verlässliche Arbeitszeiten« und »auch mal drei, vier freie Tage am Stück« Voraussetzung wären.
Ähnlich ging es diese Woche Katja Kipping. Freund und Feind zeigten der Linksparteichefin den digitalen Vogel, weil sie auf ihren Netzkanälen die SPD für ihre Haltung in der Maaßen-Sache lobte. Dabei war deren schale Pointe noch unklar, als Kipping ihren Meinungsschnipsel losließ.
Was uns das lehrt, ist altbekannt: Soziale Medien machen nicht nur übertrieben erregt, sondern auch ein bisschen blöde. Es gilt hier vollumfänglich das kulturpessimistische Bonmot über das Medium, das zugleich die Botschaft ist. Abstellen lässt sich das leider kaum. Noch während Sie das lesen, läuft sich »das Netz« schon für den nächsten »Knaller« warm.
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