Der Zauber vergangener Tage

Borussia Dortmund beeindruckt mit einer jungen Mannschaft beim 7:0 gegen Nürnberg

  • Heinz Büse, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.

Selbst Perfektionist Lucien Favre wirkte rundum zufrieden. Erstmals seit seinem Wechsel zum BVB dämmerte es dem Schweizer Fußballlehrer bei der 7:0 (2:0)-Gala gegen den 1. FC Nürnberg, welch großes Potenzial in seinem jungen Team steckt. »Wir waren erleichtert«, kommentierte er den höchsten Dortmunder Heimsieg seit 32 Jahren sichtlich entspannt. Doch bei aller Freude über die Fortschritte seiner zuletzt oft behäbig wirkenden Profis schlüpfte Favre am Ende eines denkwürdigen Fußballabends dann doch wieder in seine altbekannte Rolle als Mahner: »Es braucht seine Zeit, diese Mannschaft zu formen, aber es macht Spaß. Es gibt noch viel Arbeit.«

Nach zwei eher zähen Auftritten in Brügge und in Sinsheim gegen Hoffenheim spielte sein Team groß auf und blieb auch im siebten Pflichtspiel unter seiner Regie ohne Niederlage. Obwohl zwischenzeitlich fünf BVB-Profis auf dem Platz standen, die nicht älter als 20 Jahre sind, wurde der Aufsteiger aus Nürnberg phasenweise vorgeführt. »Heute war es großartig. Man hat gesehen, welche Qualität im vorderen Bereich da ist«, befand Sebastian Kehl, neuer Leiter der Lizenzspielerabteilung, mit Verweis auf große Talente wie Christian Pulisic (20), Jadon Sancho (18) und Jacob Bruun Larsen (20).

Es passte ins Bild von einem entwicklungsfähigen Talentschuppen, dass Achraf Hakimi ein beachtliches Debüt feierte. Der im Sommer von Real Madrid ausgeliehene 19 Jahre alte Spanier glänzte auf der rechten Abwehrseite und traf bei seinem ersten Torschuss für den BVB gleich ins Schwarze. »Es war ein sehr gutes Gefühl«, kommentierte der Piszczek-Ersatz seinen Treffer zum 3:0 in der 48. Minute. Dass mit Bruun Larsen (9. Minute), Marco Reus (32./58.), Manuel Akanji (74.), Sancho (85.) und Julian Weigl (88.) fünf weitere Profis ein Tor erzielten, rundete die starke Leistung des Kollektivs ab.

Die famose Vorstellung rückte selbst die knifflige Personalie Mario Götze in den Hintergrund. Obwohl der Weltmeister von 2014 zum zweiten Mal in Serie nicht im Kader stand, musste Trainer Favre diesmal nur wenige Fragen zum Dauerthema der vergangenen Wochen beantworten. »Es ist sehr schwer für ihn und auch sehr schwer für mich. Aber wir haben viele Spieler«, sagte der Coach. Dass Götzes Mitstreiter auch ohne ihn groß auftrumpften, dürfte die Einsatzchancen für den Edeltechniker kaum erhöht haben.

Für mehr Gesprächsstoff sorgte da schon der auf nur zwei Punkte verkürzte Abstand zu den Bayern. Doch auch in der Stunde des Erfolgs ließ sich Kapitän Reus nicht zu einer Kampfansage an den in den vergangenen Jahren übermächtigen Rekordmeister hinreißen: »Wir gucken nur auf uns. Jetzt auf die Tabelle oder auf die Bayern zu schauen, würde nichts bringen.« Der zweifache Torschütze weiß nur zu gut, dass schon in der kommenden Partie bei Bayer Leverkusen mit deutlich mehr Gegenwehr zu rechnen ist und es deshalb schwer wird, den Aufwärtstrend zu bestätigen: »Nürnberg hat uns nicht an die Grenzen gebracht. Das wird schon am Samstag hundertprozentig anders ein.« dpa/nd

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