Plural, solidarisch, gemeinwohlorientiert

Urbanize-Festival für das Recht auf Stadt findet erstmals in Berlin statt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie schafft man es, die Mitbestimmung von Mietern so zu organisieren, dass sie auch funktioniert? Mit dieser Frage hat sich die Kreuzberger initiative Kotti & Co beschäftigt. Um mehr über den Mieter, das unbekannte Wesen zu erfahren, haben sich die Aktivisten zu einer Befragung im Umfeld des Kottbusser Tors entschlossen.

»Drei Viertel aller Befragten haben Bereitschaft gezeigt, in Gremien der Mietermitbestimmung mitzumachen«, äußerte Aktivist Matthias Clausen positiv überrascht. In der Auswertung der Befragung konnten er und seine Mitstreiter auch verschiedene Level des Engagements klassifizieren. Da gibt es jene, die mit einem klar begrenzten Zeitbudget vor allem an Verbesserungen des Wohnumfelds oder des Zustands der Häuser interessiert sind. Andere können mehr Zeit investieren und wollen auch grundsätzliche Fragen zu Mieten, Eigentum und Gemeinwohl diskutieren. »Die Erkenntnisse geben uns die Möglichkeit, systematischer an die Frage der Mitbestimmung heranzugehen«, so Clausen.

Die Ergebnisse der Befragung können durchaus als repräsentativ gelten. Denn mehr als zehn Prozent der Mieter gaben Auskunft. Insgesamt rund 1300 Wohnungen befinden sich in den einst im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichteten Blöcken rund um das Kottbusser Tor.

Genauer vorgestellt und diskutiert werden diese Ergebnisse am kommenden Sonntag in der Zeit von 18 bis 20 Uhr in der Vierten Welt im Komplex des Neuen Kreuzberger Zentrums.

Eröffnet wird das Urbanize-Festival bereits am Freitag im Moabiter Zentrum für Kunst und Urbanistik. Bis zum 14. Oktober geht es an verschiedenen Veranstaltungsorten darum, eine »plurale und kollaborative, solidarische und gemeinwohlorientierte Stadt(re)produktion« zu organisieren, wie es im Programm heißt.

Ideen gibt es genug. Im Sommer stellten Studenten der Berliner Technischen Universität die Ergebnisse ihres Semesterprojekts »Gemeinwohlamt« vor. Ziel der Überlegungen war es, gemeinwohlorientierte Nutzungen des Stadtraums, seien es landeseigene oder Genossenschaftswohnungen, nichtkommerzielle Kulturorte oder der Allgemeinheit zugängliche Flächen als eine zusätzliche Kategorie in Flächennutzungsplänen zu verankern und so gesetzlich vor dem Zugriff von profitorientierten Verwertern zu schützen. Und es wäre auch ein besserer Schutz vor zum Teil wenig bedürfnisorientierter Nachverdichtung im öffentlichen Auftrag gegeben.

Das Projekt wird nicht explizit auf dem Festival präsentiert, zeigt aber das Spektrum der Ansätze für mehr Schutz vor der Verwertung der Stadt.

www.berlin.urbanize.at

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -