Kampf um jede Straße

Nicolas Šustr über Fahrverbote für Dieselautos in Berlin

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Und wieder mussten Gerichte entscheiden, weil die Politik sich nicht mit der Autoindustrie und ihren Kunden anlegen will. Diesmal also in der Hauptstadt Berlin, wo die seit bald neun Jahren geltenden Grenzwerte für Stickstoffdioxid seitdem auch überschritten werden.

»Wir erleben eine Fernsteuerung der Bundesregierung aus den Konzernzentralen der Autoindustrie«, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe kurz vor Beginn der mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht. Angesichts des jahrelangen Herumeierns um Nachrüstungen, Entschädigungen oder gar Rücknahmen der manipulierten Dieselautos durch die deutschen Hersteller liegt der Gedanke nicht so fern.

Abseits der Bundespolitik machen Städte und Bundesländer allerdings auch keine besonders gute Figur. Wenn mit Regine Günther in Berlin ausgerechnet eine von den Grünen benannte Umwelt- und Verkehrssenatorin im Vorfeld des Urteils verlauten lässt, dass sie Fahrverbote auf jeden Fall vermeiden wolle, fragt man sich schon, ob ernsthaft irgendjemand den Autowahnsinn in Stadt und Land stoppen will.

Das dröhnende Schweigen der Gesundheitspolitiker zum Thema setzt dem ganzen Theater die Krone auf. Schließlich sind die Grenzwerte gemacht worden, um die körperliche Unversehrtheit der Bevölkerung zu schützen. Aber wer wohnt denn schon an lauten, engen Straßen? Es sind ja nur jene, die sich etwas Besseres nicht leisten können.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal