Sachsen: Größter Borkenkäferbefall seit Aufzeichnungsbeginn

Aktuell sind etwa 340 000 Kubikmeter Fichtenholz betroffen - doch die Menge könnte sich noch verdoppeln, meinen Experten

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Pirna. In den sächsischen Wäldern herrscht derzeit die größte Borkenkäferplage seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1946. Aktuell seien etwa 340 000 Kubikmeter Fichtenholz vom Buchdrucker, zum Teil in Kombination mit dem Kupferstecher befallen, sagte der Referatsleiter Waldentwicklung/Waldschutz bei Sachsenforst in Pirna, Lutz-Florian Otto. Das sei jetzt schon mehr als im bisherigen Rekordjahr 1947 mit 300 000 Kubikmetern und auch mehr als die Summe der beiden jüngsten Massenvermehrungen in den Jahren 2003 und 2008. »Und ein Ende ist nicht abzusehen«, sagte der Experte. Er rechne damit, dass sich die Menge bis zum kommenden Frühjahr noch verdoppeln könnte, da der Befall bisher noch nicht vollständig erfasst wurde. Insbesondere Fichten im Sächsischen Hügelland und den unteren und mittleren Lagen der Mittelgebirge seien betroffen.

Grund für das massenhafte Auftreten sei eine ungünstige Konstellation mehrerer Faktoren, sagte Otto. Bereits in den vergangenen Jahren seien die Befallsmengen kontinuierlich angestiegen. Die Sturmschäden im vergangenen Herbst und im Frühjahr hätten günstige Bruthabitate für die überwinterten Käfer aus dem Jahr 2017 geboten. »Danach hat die seit April anhaltende Trockenheit die Widerstandskraft der Bäume stark geschwächt«, so der Experte. Wegen der Trockenheit bildeten die Bäume weniger Harz zur Abwehr der Schädlinge. So hätten die Borkenkäfer ein leichtes Spiel gehabt.

Durch die hohen Temperaturen in diesem Jahr hätten sich die Buchdrucker über drei Generationen und Geschwisterbruten vermehren können, so Otto. Konkret bedeutet das: Ein überwintertes Käferpärchen kann im Laufe des Sommers fast 100 000 Nachkommen hervorbringen. Da die Menge der Käfer, die aus einem befallenen Baum ausfliegen, in der Lage ist, weitere 20 zu besiedeln, können aus einem befallenen Baum im Frühjahr über drei Generationen hinweg bis zum Herbst 400 Bäume befallen werden. Das entspricht etwa einem Hektar Fichtenwald. Am leichtesten hätten es die Käfer in Gebieten, in denen die Fichte natürlicherweise nicht vorkommt. Dort wurde sie in der Vergangenheit aus wirtschaftlichem Interesse in gleichaltrigen Reinbeständen für die Holzgewinnung angebaut. »Diese Gebiete sind Schwerpunkte des aktuellen Waldumbaus«, sagte Otto.

Es komme nun drauf an, auch in den nächsten Monaten noch so viel befallenes Holz wie möglich aus den Wäldern zu bringen, betonte er. Anderenfalls drohe die Fortsetzung der Massenvermehrung des Buchdruckers und der anderer Borkenkäfer-Arten im Jahr 2019. dpa/nd

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