Ohne Rast zum Ruhm

einer war’s Nr. 244

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Er war der Sohn eines jüdischen Bankiers, in dessen Haus Berühmtheiten wie Alexander von Humboldt und Heinrich Heine verkehrten. Wie seine Geschwister wurde er protestantisch getauft und nach dem Willen seiner Eltern auch christlich erzogen. Schon als Kind zeigte er eine außergewöhnliche musikalische Begabung und erregte mit seiner nicht minder begabten Schwester ein ähnliches Aufsehen wie vormals Mozart. Den ersten Musikunterricht erteilte ihm seine Mutter, die besonders Johann Sebastian Bach verehrte, der damals in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen war.

Eine Schule besuchte er nie, er wurde stattdessen von Hauslehrern unterrichtet. Bereits mit neun gab er in Berlin sein erstes Klavierkonzert. Im Jahr darauf nahm er ein Studium der Kirchenmusik auf und fing an, regelmäßig zu komponieren. Innerhalb von zwölf Monaten schrieb er fast 60 Werke, darunter Lieder, Klaviersonaten und Orgelstücke.

Durch die Vermittlung seines Lehrers lernte er Johann Wolfgang von Goethe kennen, bei dem er einige Tage in Weimar verbrachte und den er durch sein Können verzückte. Mit 16 reiste er nach Paris. Er war begeistert von der anregenden Atmosphäre der Stadt, an der französischen Musik hingegen fand er wenig Gefallen. Nach seiner Rückkehr komponierte er eine Ouvertüre zu einem Shakespeare-Stück, deren Aufführung er selbst dirigierte.

Anschließend bewarb er sich für ein Studium an der Berliner Universität. Da er kein Schulzeugnis vorweisen konnte, reichte er als »Ersatz« die Übersetzung einer antiken Komödie ein. Vorlesungen hörte er unter anderem bei dem berühmten Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Zur Entspannung spielte er mit Vorliebe Schach und Billard. Außerdem war ein guter Reiter, Schwimmer und Tänzer.

Mit 20 Jahren veranstaltete er eines der bedeutendsten musikalischen Ereignisse des Jahrhunderts: Er führte in Berlin die Matthäuspassion von Bach auf und leitete damit die Renaissance des großen Barockkomponisten ein, die bis heute anhält. Um seine Kenntnisse zu erweitern, unternahm er eine ausgedehnte Europareise und machte Station in England, Schottland, Italien und Frankreich. Danach wurde er zum Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf ernannt. Er genoss das Leben am Rhein und wäre dort vermutlich auch länger geblieben, hätte man ihm nicht eine der lukrativsten Stellen seiner Zunft angeboten: die Leitung des Gewandhauses in Leipzig. Als er zusagte, war er gerademal 26 Jahre alt. Er gehörte nun zu den bedeutendsten Tonkünstlern Europas und setzte als Komponist ebenso Maßstäbe wie als Kapellmeister. Außerdem gründete in Leipzig die erste Musikhochschule Deutschlands.

Zwischendurch hatte er geheiratet; aus der Ehe mit einer Hugenottin gingen fünf Kinder hervor. Doch kaum waren die Flitterwochen vorbei, stürzte er sich wieder in die Arbeit - ohne Rücksicht auf seine Gesundheit, die sich zusehends verschlechterte. Auch ein längerer Urlaub brachte nicht die erhoffte Erholung. Nach zwei Schlaganfällen starb er im Alter von nur 38 Jahren.

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