Ermittlungen nach Anschlag auf ausgestelltes Flüchtlingsboot

Polizei hatte Brandbeschleuniger und rechte Inschrift gefunden / Oberbürgermeister, evangelische Kirche und Grüne verurteilen die Tat

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Wittenberg. Nach dem Brandanschlag auf ein ausgestelltes Flüchtlingsboot in Wittenberg laufen die Ermittlungen des Staatsschutzes auf Hochtouren. Hinweise auf den oder die Täter gebe es allerdings noch nicht, auch Zeugen hätten sich bislang noch nicht gemeldet, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Dessau-Roßlau. Die Polizei gehe von einem politisch motivierten Hintergrund der Tat aus. Auf dem ausgebrannten Boot habe ein Spürhund Brandmittel ausfindig gemacht. Die Spuren seien gesichert worden, erklärte der Sprecher.

Das Boot war am frühen Samstagmorgen bei einem Brand vollständig zerstört worden. Es handelte es sich um ein Exponat der Weltausstellung zum Reformationsjubiläum 2017. Es hatte im Jahr 2013 insgesamt 244 Frauen, Männer und Kinder unversehrt von Libyen nach Sizilien gebracht. In Wittenberg sollte es eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht anregen. Das 23 Tonnen schwere Boot trug den Namen »al-bahja« (Fröhlichkeit, Freude).

Dass auf einer Seite des verbrannten Bootes eine Inschrift von einem extrem rechten Netzwerk entdeckt worden sein soll, sei in die Ermittlungen aufgenommen worden, erklärte der Polizeisprecher. Darüber hatte die »Mitteldeutsche Zeitung« berichtet. Im Stadtrat der Lutherstadt soll die AfD die Entsorgung des Bootes gefordert haben.

Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) verurteilte die Attacke bereits am Wochenende und sprach von einem »Tiefpunkt für Wittenberg«. Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, reagierte bestürzt auf den Angriff. Sie rief die Bürger auf, »sich klar von solchen Gewaltakten zu distanzieren und sie nicht zu verharmlosen«.

Die Grünen in Sachsen-Anhalt verurteilten den Brandanschlag ebenfalls. Landesvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz sah die Verantwortung für die Attacke »nicht nur bei den offensichtlich rechtsextrem motivierten Brandstiftern, sondern auch bei jenen Spaltern, die das gesellschaftliche Klima des Hasses herbeizureden versuchen«. epd/nd

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