Halbe Therapie

Uwe Kalbe über den Entwurf zu einem Einwanderungsgesetz

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschland ist auch im Umgang mit Migration ein gespaltenes Land. Das betrifft nicht nur die Haltung der Bevölkerung oder der Parteien, sondern auch die innere Staatslogik. Gefangen in einer nationalen Schizophrenie, kämpfen die nackte Abwehr von Migranten und die von der Wirtschaft getriebene Einsicht in die eigenen Bedürfnisse als Grundimpulse um Vorherrschaft. Absehbar ist, dass die Migrationsbefürwortung letzten Endes siegt, weil die Interessen der Wirtschaft, die ohne Blutzufuhr der Migration nicht zu befriedigen sind, stärker sein werden. Es handelt sich um die ganz normale Spaltung und Auslese, die zum Wesen dieser Gesellschaft gehört und ihr Funktionieren sichert. Den Preis zahlen in diesem wie in allen anderen Fällen die Chancenlosen - Inländer und Ausländer gleichermaßen, die Bildungsfernen etwa und die Flüchtlinge.

Spricht dies für oder gegen ein Einwanderungsgesetz? Das Gesetz bringt Ordnung in das bestehende Paragrafenwirrwarr, schafft weitere Erleichterungen für Zuwanderung - schon jetzt ist Deutschland längst eines der zuwanderungsfreundlichen Länder, was die Fachkräftezuwanderung betrifft - und es wird langfristig zur Toleranz gegenüber Migration beitragen. Ob gut oder schlecht, dies ist der Gang der Dinge. Spaltungen verringert das Gesetz nicht, es folgt vielmehr der Tendenz ihrer Globalisierung. Was daraus folgt, ist offen. Spaltung der Linken? Aufstand der Rechten? Liberalisierung? Was das Gesetz nicht ersetzt, ist der Kampf um die Rechte derer, die mit ihm nicht gemeint sind.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal