Rambo aus Zentralafrika

Alfred »Rambo« Yekatom ist der erste Milizenführer aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), der sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten muss

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Er hat seinen Spitznamen Rambo nicht von ungefähr: Alfred Yekatom, ehemaliger Anführer einer Fraktion der christlichen Anti-Balaka-Milizen, die in der Zentralafrikanischen Republik gegen die muslimischen Séléka-Rebellen kämpften und kämpfen. Der offene Krieg tobte von Ende Dezember 2012 bis zur Vertreibung der Séléka aus der Hauptstadt Bangui im Frühjahr 2014, rund ein Jahr nachdem die Séléka den Putschpräsidenten François Bozizé nach zehn Jahren aus dem Amt gejagt hatten und Frankreich nicht mehr seine schützende Hand über Bozizé hielt.

Yekatom ist der erste Milizenführer aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), der sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten muss. Laut Gericht führte der ehemalige Hauptgefreite der Bozizé-Armee im Bürgerkrieg 3000 Kämpfer, darunter 200 ehemalige Soldaten.

Es ist unstrittig, dass sich sowohl die christlichen Anti-Balaka als auch die muslimischen Séléka Gräueltaten zu Schulden kommen lassen haben. Die ganze ZAR gilt inzwischen als ethnisch gesäubert, gemischt bewohnte Gegenden wie einst üblich und über Jahrzehnte ohne gewaltsame Konflikte möglich, finden sich nur noch in Ausnahmefällen.

Dass der 43-jährige Yekatom angeklagt wird, hat weniger mit einer besonders herausgehobenen Schurkenrolle zu tun als mit seiner Unbeherrschtheit im Parlament von Bangui, wo er als gewählter Politiker seit 2016 sitzt und wo er am 29. Oktober das Plenum mit Pistolenschüssen in die Luft »beglückte«. Er wurde noch im Hohen Haus festgenommen und wegen Rebellion und versuchten Mordes in Bangui angeklagt.

Der Internationale Strafgerichtshof nahm diese Steilvorlage auf und beantragte seinerseits die Auslieferung wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zwischen Dezember 2013 und August 2014 im Zuge der Vertreibung der Séléka und der muslimischen Bevölkerung. Dem kam Bangui zur Freude der gambischen Chefanklägerin, Fatou Bensouda, nach. Seit Freitag wird ihm in Den Haag der Prozess gemacht.

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