Haftentlassung nach Abtreibungsvorwurf

Imelda Cortez wurde von ihrem Stiefvater missbraucht / Frau aus El Slavador drohten 20 Jahre Haft

  • Lesedauer: 2 Min.

San Salvador. In El Salvador ist eine jahrelang sexuell missbrauchte junge Frau, die einer versuchten Abtreibung angeklagt war, nach 20 Monaten Untersuchungshaft freigelassen worden. Ihr Baby war im April 2017 gesund zur Welt gekommen.

Ein Gericht hob am Montag den Tatvorwurf des versuchten Mordes auf, wie die Tageszeitung »El Mundo« in San Salvador berichtete. Im Fall eines Schuldspruchs hätten Imelda Cortez 20 Jahre Haft gedroht. Die heute 20-Jährige war als Folge von Vergewaltigungen durch ihren Stiefvater schwanger geworden.

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Cortez hatte ihre Schwangerschaft zunächst nicht bemerkt und schließlich zu Hause auf der Toilette ein Mädchen zur Welt gebracht. Als die junge Mutter zu verbluten drohte und ins Krankenhaus kam, informierten die Ärzte die Polizei.

El Salvador hat eines der strengsten Abtreibungsverbote der Welt, das erst 1998 verschärft wurde. Der Fall Cortez hatte international Empörung ausgelöst. Frauengruppen feierten ihre Freilassung.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sitzen derzeit in El Salvador mehr als 30 Frauen wegen Schwangerschaftsabbruchs in Haft. Im Fall der jungen Imelda Cortez hat inzwischen ein DNA-Test bestätigt, dass ihr Stiefvater sie geschwängert hatte. Er wurde festgenommen und muss sich vor Gericht verantworten. Die junge Frau wird mit Unterstützung von Frauenrechtsorganisationen mit ihrem Kind zusammenleben.

In El Salvador sind Abtreibungen auch nach Vergewaltigungen oder bei gesundheitlichen Risiken für die Mutter verboten. Selbst Fehlgeburten können als Abtreibungen angesehen werden.

Ärzte sind verpflichtet, einen Verdacht auf einen Schwangerschaftsabbruch umgehend anzuzeigen. Tun sie das nicht, riskieren sie ebenfalls hohe Haftstrafen. Auch in Honduras, Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik gilt ein strenges Abtreibungsverbot mit hohen Strafen. epd/nd

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