Töten ab 18 kein Problem?

Jana Frielinghaus über die Forderung an die Bundesregierung, keine Minderjährigen mehr zu rekrutieren

Dass sich mittlerweile 151 Staaten, unter ihnen auch die Bundesrepublik, verpflichtet haben, keine Minderjährigen mehr in bewaffneten Konflikten einzusetzen, und es auch nicht mehr tun, ist ein zivilisatorischer Fortschritt, keine Frage. Zugleich verlangen die im Deutschen Bündnis Kindersoldaten zusammengeschlossenen Organisationen zu Recht, gerade Deutschland müsse endlich die Rekrutierung Minderjähriger beenden, nicht zuletzt, um dies von anderen glaubwürdig fordern zu können.

Der Appell hat aber einen bitteren Beigeschmack. Denn das Bündnis nutzt fragwürdige Argumente und betreibt fast so etwas wie wohlmeinende Truppenberatung. Zwar verweist es auf die Gefahren des Aufenthalts im militärischen Milieu für die Psyche Jugendlicher. Doch zugleich bemüht es »erfahrene Bundeswehrausbilder« als Kronzeugen, die die Rekrutierung unter 18-Jähriger aus Effizienzgründen ablehnen. Die Logik der militärischen »Lösung« von Konflikten wird nicht in Frage gestellt, das zeigen Hinweise wie jene, es gebe in Industriestaaten keinen »Bedarf« an minderjährigen Soldaten, zudem hätten Erwachsene den Vorteil, »sofort nach der Ausbildung« eingesetzt werden zu können. Als wären 19- bis 24-Jährige es weniger wert, genau davor geschützt zu werden.

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