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Nachträglicher Gipfelerfolg
Roland Etzel zur Manöverbegrenzung Südkoreas und der USA
Was jahrzehntelang zum scheinbar unerlässlichen Drohritual gegen Nordkorea gehörte, ist mit einem Mal verzichtbar: Südkorea und die USA veranstalten keine gemeinsamen Großmanöver und begnügen sich als Zeichen guten Willens mit einer vergleichsweise kleinen Militärübung. Allein das lässt die vielfach zu hörende Einschätzung, der jüngste Kim-Trump-Gipfel sei ein Misserfolg gewesen, fragwürdig erscheinen. Schließlich ist der Manöverbeschluss ein Ergebnis der Gipfelatmosphäre, die dafür offenbar günstig war.
Überhaupt ist bei aller berechtigten Kritik an mangelnder professioneller Vorbereitung des Treffens speziell von US-Seite doch nicht zu überhören, dass es da auch ein Aufatmen über den »Nicht-Deal« gegeben hat, z. B. von den konservativ-militaristischen, nach Wiederaufrüstung strebenden Kräften im benachbarten Japan. Wenn dessen Premier Abe Trump dafür lobt, den Gipfel abgebrochen zu haben, darf man wohl vermuten, dass Tokio etwas prinzipiell stört an möglicher Entspannung in der Region.
Auch der vermeintlich wohlwollende Rat, die Zweierrunde zu erweitern, etwa um China, ist kaum zielführend. Auch eine Fünferrunde noch mit Japan und Südkorea zu Beginn des Jahrtausends hat wenig gebracht, weil der politische Wille, besonders in Tokio und Washington, fehlte. Und im Übrigen: Wo Kim verhandelt, sitzt China ohnehin mit am Tisch.
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