Hunkos verdienstvoller Besuch

Martin Ling über die Empörung anlässlich der Venezuela-Visite des Linken-Bundestagsabgeordneten

»Peinlich« und »skandalös« - so titulierten der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid und der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Johann Wadephul ein Treffen des LINKEN-Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko mit dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro.

»Peinlich« und »skandalös« ist freilich nur die Empörung über den Besuch, der verdienstvoll ist, denn Maduro war nur einer von vielen Gesprächspartnern, den auszusparen töricht gewesen wäre. Denn um die Krise in Venezuela zu lösen, wenigstens anzugehen, bedarf es des Dialogs aller venezolanischen Konfliktparteien mit allen. Und da gehört der gewählte Präsident zwingend dazu, so umstritten die Umstände der Wiederwahl 2018 im Gegensatz zu jener 2013 auch waren.

Hunko ist der erste Bundespolitiker, der Venezuela seit Beginn des Machtkampfes besucht, der erste, der sich selbst ein umfassendes Bild von der komplexen Lage zu machen versucht. Dafür traf er Nicolás Maduro, aber zuvor auch den selbst ernannten Präsidenten Juan Guaidó nebst anderen hochrangigen Oppositionspolitikern wie Edgar Zambrano und Henry Ramos Allup von der sozialdemokratischen Acción Democrática, die bis zum Aufstieg von Hugo Chávez 1999 die prägende Partei Venezuelas nach dem Ende der Diktatur 1958 war.

Und Hunko besuchte Armenviertel und traf mit José Federico Hernández den Leiter der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation der UNO. Lange Liste, kurzes Fazit: Nur wer sich selbst einen Überblick wenigstens zu verschaffen sucht, kann durchblicken. Wadephul und Schmid haben einen solchen Anspruch offensichtlich nicht. Das ist wahrlich peinlich und skandalös.

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