Werbung

Guaidó ruft zum Putsch auf

Selbsternannter Präsident will Militär für Staatsstreich gewinnen / Präsident Maduro ruft zu Protesten auf

  • Lesedauer: 3 Min.

Caracas. Venezuelas Regierung geht nach eigenen Angaben gegen einen Putschversuch der Opposition vor. Dabei handle es sich um eine »kleine Gruppe von militärischen Verrätern«, erklärte Informationsminister Jorge Rodríguez am Dienstag via Twitter.

Zuvor hatte der Oppositionsführer Leopoldo López bekannt gegeben, aus dem Hausarrest von Armeeangehörigen befreit worden zu sein, die den selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaido unterstüzten. In einem Video zeigte er sich zusammen mit Juan Guaidó vor der größten Militärbasis des Landes in der Hauptstadt Caracas. »Es ist Zeit, die Freiheit zu erringen«, sagte López. Er stand rund ein Jahr unter Hausarrest. Davor war er drei Jahre in Haft. López war maßgeblich an den Protesten 2014 in Venezuela beteiligt und wurde beschuldigt, in diesem Rahmen zu Straftaten aufgerufen zu haben.

Lesen Sie unser Pro (Maduro die Daumen drücken) und Contra (Solidarisch nur mit der Basis)

Guaidó rief die Venezolaner auf, auf die Straßen zu gehen, um den Sturz von Präsident Nicolás Maduro herbeizuführen. Das Militär stehe auf der Seite der Verfassung, sagte Guaidó, der zusammen mit López zu den Gründungsmitgliedern der Partei Voluntad Popular (»Volkswille«) gehört. Die Soldaten hätten die richtige Entscheidung getroffen und könnten auf die Unterstützung des venezolanischen Volkes zählen. Die entscheidende Phase der »Operation Freiheit« habe begonnen, schrieb er via Twitter.

Vor der Militärbasis Carlota kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Guaidó-Anhängern und regierungstreuen Militärs. Die Soldaten setzten Tränengas ein. Unklar ist indes, wie viele Militärs sich der Opposition angeschlossen haben. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López gab dagegen via Twitter bekannt, dass die Situation normal sei. Alle Militärstützpunkte in den acht Regionen hätten »Normalität« gemeldet, schrieb er. Die Streitkräfte seien wachsam in der Verteidigung der Verfassung und ihrer rechtmäßigen Vertreter.

Lesen Sie hier das Interview mit dem LINKEN-Politiker Andrej Hunko zu seinem Venezuela-Besuch: Gewaltsames Szenario verhindern

Deutschland hofft auf friedliche Lösung

US-Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo haben angesichts des neu aufgeflammten Machtkampfs in Venezuela der Opposition um den selbst ernannten Interimspräsidenten Guaidó ihre Unterstützung zugesichert. Russische Politiker warnten vor einem Eingreifen von außen. Es gebe Kräfte, die nur einen Vorwand für ein gewaltsames Einschreiten suchten, schrieb der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, am Dienstag bei Facebook. Er nannte die USA nicht namentlich, forderte allerdings, den Machtkonflikt durch einen innenpolitischen Dialog und auf Grundlage der Mechanismen der Vereinten Nationen zu lösen.

Bundesaußenminister Heiko Maas erklärte, Deutschland hoffe weiterhin auf eine friedliche Lösung. »Unsere Unterstützung für Juan Guaidó hat sich in keiner Weise geändert«, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Brasília nach einem Gespräch mit dem brasilianischen Außenminister Ernesto Araújo.

In Venezuela herrscht seit drei Monaten ein heftiger politischer Machtkampf, bei dem das Militär bislang Maduro unterstützt. Guaidó erklärte sich im Januar zum Übergangspräsidenten. Mehr als 50 Länder haben ihn anerkannt. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal