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Kündigung nach Gaza-Demo: Kampf um Wiedereinstellung geht weiter
Etwa 60 Menschen demonstrierten in Leipzig gegen eine kontroverse Kündigung
Rund 60 Menschen haben sich am Dienstagnachmittag vor dem Leipziger Arbeitsgericht versammelt. Sie wollen sich mit dem Verdi-Vertrauensmann Christopher T. solidarisieren, der bis September 2025 beim Transportunternehmer DHL in Leipzig gearbeitet hatte – bis er zunächst freigestellt, dann fristlos gekündigt und schließlich noch einmal ordentlich gekündigt wurde.
Am 23. August hatte er auf einer antimilitaristischen Demonstration vor dem Flughafen Halle-Leipzig eine kurze Rede gehalten, in der er sich mit dem Anliegen der Protestierenden solidarisierte. »Es ist uns als Flughafenarbeiter ein großes Anliegen, dass unsere Arbeit nicht dem Krieg dient«, betonte T. dort. Der »March to Airport« richtete sich gegen die Militarisierung am Flughafen und insbesondere gegen Waffenlieferungen an Israel, an denen auch T.s Arbeitgeber DHL beteiligt sein soll.
Redebeitrag kostet Job
Wegen dieses rüstungskritischen Beitrags in seiner Freizeit verlor Christopher T. seine Arbeit. Seitdem erfährt er Unterstützung von Gewerkschafter*innen, auch über die Landesgrenzen hinaus. Und sie wächst weiter. Das zeigte sich auch bei der Solidaritätskundgebung vor dem Leipziger Arbeitsgericht. Dort wurde etwa die Grußbotschaft einer IG-Metall-Vertrauensfrau und Betriebsrätin beim chinesischen Batteriekonzern CATL in Erfurt verlesen, in der sie ihr Bedauern äußerte, dass sie wegen einer Betriebsversammlung selbst nicht anwesend sein könne. Wie die übrigen Redner*innen forderte sie die Wiedereinstellung von T.
Gegenüber »nd« spricht der Betroffene von einer »Welle der Solidarität, mit der ich nicht gerechnet habe«. Einen Aufruf für seine Wiedereinstellung haben 1500 Menschen unterzeichnet. Darunter Gewerkschafter*innen, aber auch Mitglieder verschiedener Parteien.
Welle der Solidarität
Aus dem gesamten Bundesgebiet gingen Solidaritätsbekundungen ein. In einer Erkärung von der Spendengala in Köln für die dritte Internationale Automobilarbeiterkonferenz heißt es: »Wir protestieren entschieden gegen deine Kündigung durch DHL. Du hast dich mutig gegen die Waffenlieferungen an Israel auch durch DHL ausgesprochen und für Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung. Protest ist nötig! Mut ist nötig, sogar noch viel mehr.«
Mut wird Christopher T. weiter brauchen. Denn die Güteverhandlung vor dem Leipziger Arbeitsgericht ging am Dienstagnachmittag ohne Ergebnis zu Ende. Zwar hatte sein ehemaliger Arbeitgeber angeboten, die außerordentliche Kündigung zurückzunehmen, doch an der ordentlichen Kündigung wollte DHL weiterhin festhalten.
Auch mit diesem Angebot hätte Christopher T. also seinen Job verloren, obwohl er weiterhin davon überzeugt ist, dass es dafür keinen Grund gibt. Er habe schließlich in seiner Freizeit bei einer angemeldeten Protestkundgebung von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht.
Das sehen auch die vielen Demonstrationsteilnehmer*innen so, die am Dienstagnachmittag vor dem Arbeitsgericht die Wiedereinstellung von Christopher T. forderten. Eine Gruppe von solidarischen Menschen begleitete ihn in den Gerichtssaal und beobachtete die Verhandlung.
Hauptverhandlung im Mai
»Wir wenden uns gegen jeden Demokratieabbau, auch wenn er im Namen der sogenannten ›Kriegstüchtigkeit‹ erfolgt – insbesondere gegen die Möglichkeit zukünftiger Einschränkungen unseres Streikrechts«, heißt es in einer Petition, die sich dafür ausspricht, dass Christopher T. seinen Job wieder aufnehmen kann.
Darüber wird das Leipziger Arbeitsgericht erst im kommenden Jahr entscheiden: Die Hauptverhandlung ist für den 22. Mai angesetzt. Während das Ergebnis noch völlig offen ist, steht bereits jetzt fest: Auch bei diesem Termin wird Christopher T. von vielen solidarischen Kolleg*innen begleitet, im und außerhalb des Gerichtssaals.
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