Forderungen nach besserer Pflege

Beschäftigte demonstrieren in mehreren Städten

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Pflege klaut«, rief die Gruppe junger Menschen am Sonntagnachmittag am Berliner Invalidenplatz. Dort startete um 14.30 Uhr der Walk of Care, eine Parade von Beschäftigten der Pflegeberufe. Passant*innen blieben stehen und stimmten teilweise in die Sprechchöre ein. Andere winkten und liefen ein Stück des Weges mit. Die Ansprache der Menschen am Straßenrand ist ein wichtiges Anliegen des Walk of Care. Etwa 1000 Menschen hatten sich am Auftaktplatz in der Nähe der Charité eingefunden.

Seit zwei Jahren gehen am 12. Mai in verschiedenen Städten in Deutschland Beschäftigte aus Pflegeberufen auf die Straße. Anlass ist der Internationale Tag der Pflege, der seit 1967 in vielen Ländern mit Straßenumzügen und Straßenfesten gefeiert wird. Das Datum wurde gewählt, weil es der Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale ist, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt.

Seit mehreren Jahren sind die Feiern zum Fest der Pflege politischer geworden. Forderungen nach mehr und gut ausgebildetem Personal und einem besseren Personalschlüssel sowie eine bessere Bezahlung prägten den Umzug in Berlin. Man habe sich um eine gute Mischung aus Politik und Spaß bemüht, betonte Kurt Reuter von der Pressegruppe des Berliner Walk of Care gegenüber »nd«. Doch angesichts der vielen Missstände im Pflegebereich sei es gar nicht möglich, die politischen Themen rauszuhalten.

Das zeigte sich am Ort der Auftaktkundgebung. Die Charité war in den letzten Monaten zum Ort vielfältiger Proteste von unterschiedlichen Beschäftigten geworden. Es gab Demonstrationen und Streiks, die von Initiativen außerhalb der Klinik unterstützt wurden. Dazu gehört auch das feministische Netzwerk Care Revolution, das sich seit mehreren Jahren für eine Aufwertung der Care-Arbeit einsetzt. Eine Vertreterin dieses Bündnisses gehörte ebenso zu den Redner*innen auf dem Walk of Care wie Vertreter*innen, der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, bei der viele der Beschäftigten, die sich für Verbesserungen ihrer Arbeitsverhältnisse einsetzen, organisiert sind.

Die Idee für den Walk of Care sei den aktiven Beschäftigten, die sich im Berliner Pflegestammtisch zusammengeschlossen haben, vor drei Jahren gekommen. Man habe sich von den Care Walks in anderen Ländern wie Belgien inspirieren lassen. Dort gehen Pflegebeschäftigte schon seit Jahren auf die Straße, um ihren Beruf zu feiern.

Wie in den letzten beiden Jahren lag auch 2019 der Schwerpunkt des Walk of Care in Berlin. Doch auch in Aachen, Hamburg, Stuttgart und Dresden sind Menschen aus Pflegeberufen auf die Straße gegangen. Als Ursache für den massiven Personalmangel sieht das Dresdner Bündnis die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens und der Altenpflege. »Wir fordern, dass die Finanzierungssysteme geändert werden in der Politik«, so Benjamin Ludwig, ehemaliger Krankenpfleger. In Stuttgart wurde mit der Parole »Pflege macht sich stark« geworben. Auch dort beteiligten sich neben Personal aus der Pflegebranche Unterstützer*innen.

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