Bunte Welt statt blaues Wunder

Andreas Fritsche über die Kommunalwahl in Chóśebuz

»Cottbus bleibt deutsch« - diese Parole war bei Demonstrationen des asylfeindlichen Vereins »Zukunft Heimat« zu lesen.

Doch Cottbus hat noch einen anderen Namen. Auf Niedersorbisch heißt die Stadt Chóśebuz. So ganz und gar deutsch ist sie nie gewesen. Sie hat Wurzeln und Traditionen einer slawischen Minderheit, die in der Gegend einmal die Mehrheit gewesen ist, und pflegt sie, ist stolz darauf. Das ist eine Heimatliebe frei von Hass.

Anders bei der Losung »Cottbus bleibt deutsch«. Diese Losung sät absurde Zweifel, Cottbus könne vielleicht arabisch oder sonst etwas werden, wenn sich die Bevölkerung nicht gegen den Zuzug von Flüchtlingen wehrt. Menschen gegen Menschen aufzuwiegeln in einer Stadt, in der an der Technischen Universität Männer und Frauen aus aller Welt studieren, und die nicht weit weg liegt von der polnischen Grenze, das zeugt nicht von Heimatliebe, sondern von einem unstillbaren Machthunger. Mal ehrlich: Was soll denn noch alles deutsch werden und dann deutsch bleiben?

Das Schlimme ist, dass die rechte Szene in Cottbus so weit gekommen ist, dass die AfD bei der Kommunalwahl am 26. Mai tatsächlich stärkste Kraft im Stadtparlament werden könnte. »Für die AfD sieht es leider gut aus«, bedauert Linksfraktionschef André Kaun. »Es wäre gut, wenn diejenigen zur Wahl gehen und eine demokratische Partei ankreuzen, die das nicht wollen.«

Cottbus/Chóśebuz ist immer noch eine schöne Stadt. Ob sie es bleibt, das entscheidet sich ein Stück weit am kommenden Sonntag bei der Kommunalwahl. Die Wähler haben es in der Hand, ob sie es lieber bunt mögen oder ihr blaues Wunder erleben wollen.

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