- Kommentare
- Sudan
Déjà-vu der Gewalt
Philip Malzahn über die ägyptisch-sudanesische Leidensgeschichte
Das Militär in Sudan hat begonnen, die Errungenschaften einer fünfmonatigen Protestbewegung gewaltsam zu bekämpfen. Vor ein paar Jahren gab es eine ähnliche Situation in Ägypten. Auch dort stürzten Proteste einen Langzeitpräsidenten, und auch dort demonstrierte man weiter: gegen ein In-den-Vordergrund-Treten des Militärs aus dem Schatten eines Diktators. Und auch in Ägypten riss den Generälen irgendwann der Geduldsfaden - sie gingen zum Angriff über, wie zurzeit in Sudan. Damals traf es, unter zigtausend anderen, den Sänger Ramy Essam. Er wurde brutal misshandelt, als das Militär ein Protestcamp räumte. Die Narben trägt er bis heute.
Daraufhin schrieb er ein Lied, das auch in Sudan große Berühmtheit erlangte. Darin gibt es folgende Pointe: »Wenn dein Beschützer, die Armee, zum Verbrecher wird, dann verbeug dich, verbeug dich, denn du lebst in einer Demokratie.« Ramy Essam besingt einen Missstand, den beide Länder teilen: Die Militärs sind zu mächtig. Sie können einen Diktator stürzen, und danach das Volk mit Gewalt zur Gehorsamkeit zwingen. Danach stellen sie sich noch ins Staatsfernsehen und behaupten: Wir sind die wahren Hüter der Demokratie. Der Ex-General und ägyptische Präsident Abdel Fatah Al-Sisi ist im ein Übrigen großer Unterstützer der sudanesischen Generäle.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.