Schwarzer Rauch und Ratlosigkeit

Mehrere Explosionen auf Schiffen am Golf von Oman sorgen international für Spekulationen

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 3 Min.

Die iranischen Behörden sprachen am Donnerstag zuerst zurückhaltend von Explosionen. Man wollte das Wort »Angriff« bewusst vermeiden. Im Verlauf des Tages verschärfte sich dann doch der Ton aus Teheran, wie auch in der restlichten Welt. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nannte die »Angriffe« auf die Schiffe mit »Verbindungen zu Japan« verdächtig. Sie hätten sich während »freundschaftlicher Gespräche« zwischen dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe und Irans geistlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei ereignet, schrieb Sarif auf Twitter.

Doch es steht derzeit noch nicht fest, dass hinter diesen Explosionen, die fast zeitgleich auf zwei Schiffe im Golf von Oman am frühen Morgen stattfanden, ein gezielter Angriff steckt. Die ersten Spekulationen sind jedoch bereits in vollem Gange. Die Zwischenfälle ereigneten sich in etwa 70 Seemeilen Entfernung von den Vereinigten Arabischen Emiraten und etwa 14 Seemeilen vor der iranischen Küste. Im Golf von Oman sei der Öltanker »Front Altair« der norwegischen Reederei Frontline am Donnerstagmorgen nach einem Angriff in Brand geraten, teilte die norwegische Seefahrtsbehörde mit. Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement in Singapur erklärte, ihr mit Methanol beladener Frachter »Kokuka Courageous« sei beschädigt worden.

Taiwans staatliches Öl- und Erdgasunternehmen CPC sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, »es wird verdächtigt, dass der Tanker von einem Torpedo getroffen worden sei«. Die Front Altair hatte unter anderem 75 000 Tonnen Benzin an Bord, die für das taiwanesische Unternehmen bestimmt waren. Die iranische Küstenwache hatte nach eigenen Angaben 44 Seeleute von den betroffenen Schiffen evakuiert und wird nun mit Militärpersonal und Experten die beiden Schiffe untersuchen: Mehrere Teams seien mit Hubschraubern über das Seegebiet geflogen, in dem es Explosionen gegeben habe, sagte ein Sprecher der Rettungsabteilung der iranischen Flotte in der südiranischen Hormusgan-Provinz.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollten schon bald bekanntgegeben werden, zitierte die Nachrichtenagentur Irna am Donnerstag den Sprecher weiter. Eine Gefahr, dass die beiden Schiffe sinken könnten, bestehe derzeit nicht.

Der schwere Zwischenfall könnte eine weitere Eskalationsstufe inmitten der steigenden Spannungen zwischen den USA und Iran bedeuten. Vor genau einem Jahr, im Juni 2018, hatte US-Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem 2015 vereinbarten Atomabkommen veranlasst. Seitdem wächst die Sorge um einen weiteren bewaffneten Konflikt in der Region.

Nach einem gescheiteren Versuch des deutschen Außenministers Heiko Maas, in dem Konflikt zu vermitteln, war der japanische Premierminister Shinzo Abe diese Woche nach Teheran gereist. Das japanische Handelministerium hatte bestätigt, dass beide Schiffe »in Verbindung zum japanischen Handel« stehen würden. Genaue Details sind bislang noch nicht bekannt. Erst vor einem Monat, am 12. Mai, war es schon einmal vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate zu vier solcher Explosionen auf verschiedenen Handelschiffen im Golf von Oman gekommen. US-Sicherheitsberater John Bolton sprach damals von Angriffen mit Seeminen, für die »fast sicher« er Iran verantwortlich machte. Teheran dementierte den Vorwurf und Bolton lieferte keine weiteren Beweise.

Unmittelbar nach dem neuen Vorfall am Donnerstag stieg der Ölpreis drastisch an. An der Börse in Dubai wurde ein Anstieg von über vier Prozent gemessen. Über ein Drittel des weltweiten Öltransports läuft durch die Meerenge zwischen dem Arabischen Golf und Iran. Ob und auch welche Reaktion die USA auf die Vorkommnisse wählen, bleibt abzuwarten. Mit Agenturen

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