- Politik
- Putschversuch in Suden
Frieden ist noch lange nicht
Philip Malzahn über den Putschversuch in Sudan
Es war wohl lediglich eine Frage der Zeit: Nach der historischen Einigung zwischen Militär und Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung haben Offiziere aus der Armee in Sudan einen Putschversuch gestartet. Das bestätigte der Sicherheitschef des Militärrats, General Gamal Omar Ibrahim am Donnerstagabend im Staatsfernsehen. Ziel der Putschisten sei es gewesen, die vor einer Woche zwischen Militärrat und Demonstranten erzielte Einigung auf eine Übergangsregierung zu »blockieren«.
Die Lage in Sudan ist extrem fragil. Lange hatten sich die Hardliner im Militär gegen eine Machtübergabe an eine zivile Regierung gesträubt. Der Einigung waren monatelange Proteste und über hundert Tote vorausgegangen. Am Samstag soll das Abkommen offiziell ratifiziert werden, doch dass damit Ruhe einkehren wird, ist extrem unwahrscheinlich. Das liegt daran, dass der gestürzte Präsident Omar al-Baschir, selbst lange Militärgeneral, seine 30 Herrschaftsjahre damit verbracht hat, den Sicherheitsapparat - inklusive Polizei und Armee - mit regimetreuen Anhängern seiner islamistischen Partei zu bestücken. Fast alle Offiziere heute haben also einst dem alten Regime ihre Loyalität bewiesen. Dazu kommt, dass in einem armen Land wie Sudan ein Job, bei dem das Salär so garantiert ist wie beim Militär, und bei dem man sich dazu noch als Teil eines korrupten Staatsapparats etwa an den Bodenschätzen des Landes bereichern konnte, extrem selten ist. Es war also zu erwarten, dass viele, die sich durch die beschlossene Übergangsregierung bedroht fühlen, sich nun zur Wehr setzen.
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