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Rassismusverstärker
Sebastian Bähr über das Verfahren der erweiterten DNA-Analyse
Die Polizei soll bei der Auswertung von DNA-Spuren mehr Möglichkeiten erhalten. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Ermittler die äußeren Merkmale und das Alter von Verdächtigen bestimmen dürfen. Die Union kam glücklicherweise mit ihrer Forderung nach der Ermittlung der »biogeografischen« - also ethnischen - Herkunft nicht durch. Während das Justizministerium und einige Kriminalbeamte das Verfahren in den Himmel loben, bleibt Skepsis angebracht. Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma weist zurecht daraufhin, dass die erweiterte DNA-Analyse Minderheiten treffen wird. Gerade sie drohen pauschal ins Visier der Polizei und damit der Öffentlichkeit zu geraten. Rassistischen Ermittlungen nach Hautfarbe und Herkunft sind selbst in der abgespeckten Variante Tür und Tor geöffnet.
Der bisher einzige Einsatz der erweiterten DNA-Analyse in Deutschland lieferte den traurigen Beweis: Am Fahrzeug der 2007 erschossenen Polizistin Michèle Kiesewetter fanden Ermittler Spuren, die auf eine Frau osteuropäischer Herkunft deuteten. Hunderte Sinti und Roma mussten sich danach Speicheltests unterziehen, sie waren die Hauptverdächtigen. Erst Jahre kam heraus, dass die DNA-Probe verunreinigt war und Kiesewetter wahrscheinlich vom NSU-Trio ermordet wurde. Neue Technologien in Kombination mit Vorurteilen könnten eine verheerende Wirkung entfalten.
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