Mietendeckel ist »Notwehr«

Der Markt regle sich nicht von selbst, also werde der Mietendeckel benötigt, erklärt Stadtentwicklungssenatorin Lompscher

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Notwehr« sei der geplante Berliner Mietendeckel, um »für Mieterinnen und Mieter zu handeln, die fürchten, sich bald ihr Dach über dem Kopf nicht mehr leisten zu können«, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) am Montagmorgen, nachdem die Veröffentlichung von Inhalten eines vertraulichen Papiers ihrer Verwaltung zu den geplanten Maßnahmen für Wirbel gesorgt hatte. Das inzwischen zehn Tage alte Dokument sei der Zwischenstand eines Arbeitsprozesses, ließ sie wissen. Eine Veröffentlichung sei nicht vorgesehen gewesen.

Das Papier beinhaltete Mietobergrenzen von maximal knapp acht Euro Kaltmiete pro Quadratmeter für Wohnungen in bis zum Jahr 2013 gebauten Häusern. Die Mieten sollten nicht nur eingefroren werden, wer zu viel bezahlt, soll auch beim Bezirksamt eine Absenkung beantragen können. Jenseits von Fällen deutlich überhöhter oder gar Wuchermieten halten nicht nur Juristen diesen Ansatz für problematisch, auch die Bezirke sollen sich nicht in der Lage sehen, die zu erwartende Antragsflut personell zu bewältigen. Wie zu vernehmen ist, soll die geplante Genehmigungspflicht für Eigenbedarfskündigungen schon wieder vom Tisch sein.

Dass der Mietendeckel nötig ist, daran lässt Lompscher keinen Zweifel. »Die angekündigten Mieterhöhungen der Deutsche Wohnen zeigen, dass sich der Markt nicht von selbst regelt«, sagt sie. Seit Bekanntwerden der neuen Vorschläge verlor der Aktienkurs des Konzerns bis Montagnachmittag um fast fünf Prozent auf knapp 28,70 Euro ein. Vor dem Senatsbeschluss zum Mietendeckel lag der Kurs noch bei über 42 Euro.

»Nicht der radikalste Vorschlag ist der beste, sondern der wirksamste Vorschlag«, ließ Innensenator Andreas Geisel in seiner Funktion als SPD-Landesvize wissen. »Wenn wir die Marktwirtschaft beim Mietendeckel ausblenden, gäbe es keine notwendigen Sanierungen mehr, keinen Klimaschutz und keinen dringend erforderlichen Neubau von bezahlbaren Wohnungen«, so Geisel weiter.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal